Sagen und Wahrheit

Eine Kollektion von Aufsätzen vom Neugierigen Historiker

  • Teil 1

    Jede europäische Stadt hat ihre eigenes Wappen. Tausende Städten – tausende Wappen. In der Regel ist das Bild auf dem Wappen einfach und verständlich. Manchmal nicht sehr verständlich, aber die Bürger wissen genau, was das Bild auf ihrem Wappen bedeutet. Historiker können die Bedeutung des Bildes auf den meisten Wappen leicht erklären. Aber mit dem Wappen der deutschen Stadt Halle, die sich im Süden des Bundeslandes Sachsen – Anhalt befindet, haben sie einen Haken. Niemand weiß genau, was dies Wappen bedeutet. Denn auf dem Wappen der christlichen Stadt befinden sich muslimische Symbole: ein Halbmond mit einem Stern!  Zwar auf dem Wappen von Halle sind zwei Sterne abgebildet: am oberen und unteren Rand einer horizontal angeordneten Mondsichel.

    Das Wappen der Stadt Halle

    Möchten Sie die Wahrheit über hallesches Wappen wissen? Dann bitte ich euch, meine liebe Leserin und Leser, eine attraktive historische Erforschung  zusammenführen.  Warum, eigentlich, müssen wir uns den Kopf über dieser komplizierten Frage zerbrechen? Wenn allgemein bekannter Detektiv Sherlock Holmes sich nach etwas erkundigen zu wünschte, nahm er vom Regal einen nötigen Band der „Encyclopaedia Britannica“. Wir brauchen keine Encyclopaedia , weil heute Internet ist. Also wählen wir „Stadtwappen von Halle“ im unseren beliebten Suchmaschinen „Google“ und lesen alle Artikeln. Leider teilen sie uns nicht viele nützliche Information mit.  Ich hatte den Eindruck, dass die Autoren nur eine Quelle für ihre Texte benutzen. So sieht ein typischer Artikel an: „Der Symbolgehalt der Wappenelemente Mond und Sterne wegen ihrer Mehrdeutigkeit  ist umstritten. Eine der ältesten Deutungen gibt an: Es handelt sich um eine stilisierte Salzpfanne und Salzkristalle. Weitere vermuten Bezüge zu Byzanz oder dem Vorderen Orient oder sehen in einem der  Sterne gar eine Sonne und somit das Wappen als Sinnbild für Tag der Gottesgegenwärtigkeit. Über die Bedeutung des Wappens gibt es keinerlei Nachweise.“  Wikipedja (die Internet freie Encyclopaedia) sagt, dass hallesches  Wappen  stammt vermutlich von dem Propstsiegel des  ansässigen Augustiner Chorherrenstifts, und  die älteste bekannte Abbildung des Wappens stammt aus dem Jahr 1327, wo es als Zeichen des Thalschöffengerichts auf einem Siegelabdruck abgebildet ist. Außerdem benachrichtigen fast alle Autoren von einer in Halle bekannte Sage, die über einen Bischof, der die Erbauung der Stadt segnete zu berichtet. Also gibt es einige Versionen um der Herkunft und der Bedeutung dieses Wappen. Wir prüfen alle Versionen und die Konsequenzen zuziehen zu versuchen. Wünschen wir uns großen Erfolg!

    Die erste Version. Pfanne und Salzkristalle.

    Die Stadt Halle erschien auf dem Platz der alten Siedlung der Salzsieder, die sich „Halloren“ nannten. Das Wort „Halle“ bedeutet  auf  Keltisch: Das Salz.  Früher waren dort einige Salzquellen. Aus dem Salzwasser gewannen die Halloren das Salz. Der Prozess der Salzgewinnung aus dem Salzwasser sah  so aus: Auf große (1 – 2 m im Durchschnitt) Pfanne gossen die Halloren  das  Salzwasser und  zündeten unter der Pfanne ein Feuer an. Das Wasser verdampfte, und auf der Pfanne blieb das Salz. Die Halloren arbeiteten in Holzhütten. Unter dem hölzernen Dach diesen Hütten bildeten sich auch die salzige Wucherungen – Kristallansammlungen.  Die Bewohner von Halle sind sich sicher, dass diese Kristalle die Form kleiner (bis zu 1 cm hoch) Pyramiden hatten . Es wird angenommen, dass die „Halloren“ diese Pyramiden als Symbol für ihren Beruf sehr schätzten.

    Schema des Salzsiedens

                                                                              

    Nach der ersten Version zeigt das Wappen von Halle den Prozess des Salzsiedens. Der Halbmond bedeutet die Bratpfanne und die Sterne sind Salzkristalle. In der zweiten Variante dieser Version nur der obere Stern symbolisiert der Salzkristall, und der untere – die Flamme unter der Pfanne. (Ich denke, dass nur ein sehr betrunkener mittelalterlicher Maler die flache Pfanne als Halbmond, und auch  die Salzkristalle und die Flamme ganz gleich, malen konnte. Die abstrakte Kunst erschien jedoch erst  im  20. Jahrhundert.) Eine andere Frage stellt sich bei mir: Warum werden Salzkristalle als sechszackige Sterne dargestellt? Und stimmen Sie mit der Wahrheit überein, dass Salzkristalle die Pyramiden an den Decken bildeten? Ja, tatsächlich gibt es viele verschiedene Mineralien, deren Drusen uns an Sterne erinnern. Ein Quarz (Bergkristall) oder ein sehr seltenes Mineral «Stavrolitaluminiumsilikat» können

    als Beispiele dienen. Letzteres bildet manchmal Drusen in Form eines richtigen sechszackigen Sterns. Aber das Salz bildet es nicht! Aufgrund seiner rechteckigen Kristallstruktur bildet Salz immer nur würfelförmige Kristalle! Wenn gewünscht, können Sie unter Laborbedingungen große kubische Einkristalle aus Kochsalz anbauen. Aber in der Natur und beim Salzsieden bildet das Salz aufgrund äußerer Einflüsse zwangsläufig formlose Polykristalle (Ansammlungen vieler kleiner Kristalle, sogenannte Kristallite), die dem Stern völlig unähnlich sind. So können die sechszackigen Sterne auf dem Wappen der Stadt Halle alles bedeuten, nur keine Salzkristalle.


    Formen von Kristallen verschiedener Mineralien:
    1. Einkristalle aus Kochsalz. 2. Polykristalle aus Kochsalz. 3. Drusen von Bergkristallen. 4. Das Stavrolitaluminiumsilikat.

    Jetzt schauen wir uns das erste Bild des Halles-Wappens von 1327 an, von dem uns Wikipedia berichtet. Im 1. Band „Geschichte der Stadt Halle“ 2006 konnte ich ein Foto und eine Beschreibung des Dokuments finden, auf das sich Wikipedia bezieht.

                Die Urkunde von 1327 mit den Abdrücken der Gerichts- und Innungssiegel der Stadt Halle.  

                                                Die  Abbildungen an den Siegeln an der Urkunde von 1327

    Beim ersten Blick auf die Zeichnung den Siegeln sehen wir sofort oben das Wappen von Halle, aber dann lesen wir in der Beschreibung des Dokuments, dass es sich tatsächlich um das Siegel des Vorstands der Zunft der Halloren handelt. (Die Zunft oder die Innung – berufliche Gesellschaft der Handwerker im mittelalterlichen Deutschland.) Dieser Vorstand wurde „Talgericht“ genannt, dass „Das Gericht des Tals“ bedeutet. Warum Gericht und warum Täler? Im Mittelalter, wie heute, lag der zentrale Teil von Halle auf einer Anhöhe nahe der Saale (was im Altdeutschen auch Salz bedeutet, da das Wasser im Fluss leicht salzig ist). Die Salzquellen, die Salzhütten und die Wohnhäuser der Salzsieder befanden sich in der Aue des Flusses unter dem Berg, d.h. im Tal. (Heute befindet sich an dieser Stelle der Stadtplatz – „Hallmarkt“.) Die Zunft der Halloren war nicht nur eine handwerkliche Vereinigung, wie z.B. die Töpfer- oder Schneiderzunften, sie war eine unabhängige Verwaltungseinheit – „Stadt in der Stadt“. Daher unterstellten die Halloren den Stadtbehörden nur nominell und hatten ihr eigenes Verwaltungsorgan – das „Gericht der Abgeordneten des Tals“ – der „Talschöffengericht“ oder einfach Talgericht.
    Im Jahr 1327 gab es in Deutschland noch keine Stadtwappen. (Das große Siegel mit den drei Türmen (ganz links) gehörte dem Stadtrat.) Seit 15 Jh. erschien  die Wappen der Städte. Wahrscheinlich wurde das Wappen des Talgerichts, das den Prozess der Salzgewinnung – den Hauptteil der städtischen Wirtschaft  zeigt, als Halles Wappen genehmigt.
    Alles ist klar und einfach! Die Bedeutung des Bildes auf dem halleschen Wappen ist klar und unsere Arbeit ist beendet?
    Aber schauen Sie sich das Siegel „Stadtgericht“ an (das erste unten). Eigentlich hieß es Berggericht. Aber mit den Bergarbeitern oder den Bewohnern der Berge hatte es nichts zu tun. Es war ein Gericht für alle Bürger in Halle, die keine Salzgewinner waren. Sie lebten, im Gegensatz zu den Bewohnern des Hallorentals, auf einer kleinen Anhöhe (einem Berg). Also, was sehen wir auf dem Siegel dieses Gerichts? Es gibt auch einen Halbmond und einen Stern hier! Aber das Berggericht war ein Gericht für alle Arten von Handwerkern und Händlern, nur nicht für die Salzsieder! Daher können wir mit Sicherheit sagen: Das Bild auf dem Wappen von Halle hat nichts mit dem Salzgewinnungsprozess zu tun!  Die Bewohner der mittelalterlichen Halle waren normale, vernünftige Menschen und zeichneten keine flache Pfanne in Form eines Halbmondes!
    Wenn sie wirklich den Prozess der Salzgewinnung durch Verdampfen auf dem Wappen der Stadt abbilden wollten, würde das Wappen von Halle ungefähr so aussehen, wie das Wappen der Stadt Staraja Russa. Diese alte russische Stadt, gleichaltrig wie Halle, steht am Fluss Russa in der Nähe der Stadt Nowgorod. Die meisten Bürger beschäftigten sich früher mit der Salzgewinnung. Dieses Wappen zeigt in allen Details den Prozess des Salzsiedens: Ofen, Flamme, Bratpfanne und sogar ein Salzwasserrohr.

                                                                      Das Stadtwappen von Staraja Russa  

                                                                                 

    Also hat unsere erste Version ein Fiasko erlitten. Wir können aber mit Bestimmtheit sagen, dass das hallesche Wappen seine Herkunft vom Wappen des Talgerichts führt, oder beide Wappen die gesamte Herkunft haben. Das ist schon ein gutes Ergebnis von unseren Suchen und wir gehen weiter! Welches Thema ist zwischen den Kenner der hallesche Geschichte am verbreiten? Ah, ja! Die Sage, die über einen Bischof und die Erbauung der Stadt berichtet.

    Die zweite Version. Der Segen des Bischofs.

    So lautet die alte Sage: Als es die Stadt Halle noch nicht gab, standen dort, wo sich heute der Hallmarkt befindet, nur Hütten aus Holz und Stroh. In ihnen lebten und kochten die Salz die Halloren. (Hier muss ich in den kanonische Text der Sage eingreifen und etwas klären: An der Stelle des zukünftigen Hallmarktplatzes arbeiteten die Halloren nur, und wohnten sie dort, wo sich jetzt der Alter Markt befindet. Die Häuser, in denen sie lebten, sahen nicht viel besser aus, als die Hütten, wo sie arbeiteten. Als sich die Siedlung der Halloren in eine Stadt verwandelte, waren Steinhäuser noch eine Seltenheit.)

                                               Das Modell der hallorenen Siedehütte beim Stadtfest 1616.


    Da die Halloren die ganze Zeit mit dem Feuer zu tun hatten, waren ihre Arbeitskleidung verschmutztes, wird im Ruß und an vielen Stellen verbrannt. Sie sahen wie Bettler aus. Eines Tages besuchte der Herrscher dieser Länder, der Bischof von Magdeburg, unerwartet ihre Siedlung. (Er besuchte eine nahegelegene Burg Giebichenstein und beschloss, sich den Ort der Salzgewinnung anzusehen.) Die Salzsieder, die sich nicht einmal umziehen konnten, begannen ihn um Erlaubnis eine Stadt zu bauen, zu bitten. Der Bischof lachte und fragte: Wo würden sie, die Bettler, das Geld für den Bau der Stadtmauer einnehmen? (Im mittelalterlichen Westeuropa hatte die Siedlung das Recht der Stadt genannt zu werden und städtische Rechte zu haben, nur wenn sie von einer Steinmauer umgeben war.) Nach meine Meinung, war der Bischof ein Dummkopf, wenn er nicht wusste, dass Salz fast auf das Gewicht von Gold geschätzt wurde. Deshalb antworteten die Salzmänner ihm, ohne sich zu schämen, auf halleschen Dialekt:
                      
    „Han wir hüte Water und Holt,
    So han wir morne Silber und Gold.“
    (Haben wir heute Wasser und Holz,
    So haben wir morgen Silber und Gold.)

    „Nun so baut ihr in Gottes Namen mit Wasser und Holz und es leuchte euch Sonne, Mond und Sterne „, segnete sie der Bischof. (In einer anderen Version dieser Sage war es kein Bischof, sondern kein anderer, als der König der Franken – Karl der Große, aber das ändert nichts am Wesen.
     Zum Andenken an jenen Ausspruch stehen noch jetzt im Wappen der Stadt Halle der Sonne, der Mond und der Stern.

    Der Bischof segnet den Bau von Stadt Halle (Die Abbildung aus der Magdeburger Chronik des Jahres 1492). Rechts – Das Siegel der hallesche Schmiedezunft. 1327.

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                                             Die Wappen der Stadt Halle aus verschiedenen Jahrhunderten.

     1. Das Basrelief vom Stadttor Halle. 15 Jahrhundert.  2. Eine Zeichnung aus einer Chronik des 16. Jahrhunderts. 3. Das Basrelief am Stadthaus Halle. 19 Jahrhundert. 4. Das  Stadtwappen von Halle am halleschen Rathausgebäude. 20. Jahrhundert. 

    (Das männliche Profil in Abb. 2 erinnert an W.I. Lenin im moskauer Mausoleum, aber das ist ein einfacher Zufall. Ich habe nichts damit zu tun.)

    Jetzt das Gaupt: Ich lehne es kategorisch ab zu glauben, dass die Sonne auf dem Wappen in Form eines sechseckigen Sterns dargestellt werden könnte. In der mittelalterlichen Heraldik wurde es üblich, die Sonne auf Wappen so zu malen, wie es Kinder jetzt tun: in Form eines Kreises mit vielen Strahlen. Auserdem gab es auch ein lustiges Gesicht im Kreis. Nehmen wir an, dass die Geschichte mit dem Bischof tatsächlich geschehen würde und die Bewohner von Halle Himmelskörper auf dem Wappen der Stadt darstellen würden. Dann würde die Sonne darauf so aussehen, wie auf den alten deutschen Wappen. Das Wappen von Halle würde sich nicht von dem Wappen von Hurley aus Bern unterscheiden .                 

    Die Darstellungen der Sonne an den alten deutschen Wappen

    1. Töngi von Engelberg;  2. Hug von Wolfenschiessen;  3. Herly von Bern.

    Es gibt eine andere Variante der zweiten Version, nach der sich genau zwei Sterne auf dem Wappen befinden, deren Größe keine Rolle spielt. In dieser Variante kochten die Halloren tagsüber Salz, um sich das Brot zu verdienen, und errichteten die Stadtmauer immer nachts. (Wo sie nur die Kräfte für die 24-Stunden-Arbeit genommen haben?) In diesem Fall ist es klar, dass die Bürger nur dem Mond und den Sternen für die Beleuchtung dankbar waren und sie haben sie auf ihrem Wappen angezeigt. In diesem Fall ist das Wappen von Halle wirklich einzigartig: Es berichtet uns über den einzigen Fall, in dem die Stadtmauer nur nachts gebaut wurde. Glauben Sie, dass die Bürger ein Jahr arbeiten konnten (aber Sie können keine Mauer schneller bauen), ohne zu schlafen? Ich auch nicht!

    Es gibt auch eine dritte Variante der zweiten Version: Die Wand wurde Tag und Nacht gebaut, aber der letzte Stein wurde nachts in die Wand gelegt. Die Bauzeit wurde auf dem Wappen verewigt. Nun, das ist schon völliger Unsinn! Nur ein erbärmlicher Versuch, ein seltsames Wappen zu erklären.

    Die verzweifeltesten Apologeten der zweiten Version können behaupten, dass der Bischof (auch bekannt als Karl der Große) den Halloren erlaubt hat, die Stadtmauer nur nachts zu bauen. Aber es gibt kein Wort in der Sage darüber, und Gott sei Dank, sonst würde der Bischof ziemlich dumm aussehen.

    Also fiel die zweite Version auseinander, genau wie die erste. Lass uns nicht verzweifeln, wir haben noch viele davon.

    Das Internet bietet uns eine weitere Version: Das Wappen von Halle verbindet mit dem sehr weit verbreiteten in Deutschland in der Vergangenheit (und heute auch, aber in geringerem Maße), sogenannten „Tag der göttlichen Gegenwart“ (Tag der Gottesgegenwärtigkeit) – eine religiöse Strömung im Christentum.
     

    Die dritte Version. Das Gefühl des göttlichen Geistes.

    Der berühmte Theologe, Mystiker und Prediger, Johannes Tauler (1300 – 1361), lebte in Straßburg.
    Er bestand auf der Einfachheit des Glaubens und der Erkenntnis Gottes durch Selbsterkenntnis. Bei einem langen und aufrichtigen Gebet, sagte er, fühlt der Mensch buchstäblich die Gottes Gegenwart. Taulers Anhänger versammeln sich heute, wie zuvor, um sich in der Stille, in der Betrachtung der Natur und im Gebet mit Gott zu vereinen. (Das erinnert mich an den Zen-Buddhismus. Hat Tauler von ihm gehört? Das kennt nur Gott.) Die Anhänger der Lehre Taulers bezeichnen diese Versammlungen als „Tag der göttlichen Gegenwart“.

    Johannes Tauler

    Das ist klar, aber was hat das Wappen von Halle damit zu tun? Nach langer Suche fand ich eineVerbindung zwischen dem Bild auf diesem Wappen und dem „Tag der göttlichen Gegenwart“. In der Anthologie der Aphorismen von Johann Tauler habe ich den folgenden Spruch entdeckt:

    „Der Mensch soll sich unter Tag oder Nacht immer
    eine gute Zeit nehmen, und in der soll er sich
    in den Grund senken, jeder nach seiner Weise.“

    Wenn das Wappen von Halle die Treue der Bürger für Ideen Johannes Taulers spiegelt,  dann sollte er die Gläubigen daran erinnern, Tag und Nacht in das Gebet einzutauchen. Es ist darauf abgebildet, wie in der zweiten Version, das Symbol des Tages – die Sonne und die Symbole der Nacht – der Monat und der Stern. Im vorherigen Abschnitt  argumentiert ich, dass die Sonne, als Stern, auf keinem mittelalterlichen Wappen abgebildet sein könnte. Und das bedeutet, dass wir auch die dritte Version ablehnen müssen! Und welche Version haben wir als nächstes? Ah, ja – das Siegel des ehemaligen Augustinerklosters.

    Die vierte Version. Das Siegel des Klosters St. Augustinus.

    Der heilige Augustinus lebte im 4. Jahrhundert n. Chr. in der römischen Provinz Nordafrikas. Zu dieser Zeit ersetzte das Christentum aktiv die heidnische Religionen. Augustinus war Missionar und Autor zahlreicher theologischer Schriften. Er gründete den Mönchsorden der Augustiner, der später im katholischen Europa weit verbreitet war. In der Nähe von Halle wurde 1116 auch das Augustinerkloster gegründet (nördlich der Stadtmauern, dort, wo sich heute der botanische Garten befindet). Es wurde „Neuwerk“ (Ein neuer Weg) genannt und war das geistige Zentrum der Stadt. Der Mönchsorden des Heiligen Augustinus hatte sein eigenes Wappen, auf dem ein Pfeil ein brennendes Herz durchdringt. (Im Christentum bedeutet dieses Symbol Philanthropie.) Über dem Wappen strahlt ein sechszackiger Stern, der den Sternen des Halles-Wappens ähnelt. Auf dem Siegel des Abt des Klosters ist dieser Stern bereits zusammen mit dem Halbmond abgebildet. Sind wir wirklich auf dem richtigen Weg?

    Das Wappen des Mönchsordens von St. Augustinus (links) und das Siegel des Klosters Neuwerk

    Es ist ganz möglich, dass das Wappen von Halle tatsächlich aus dem Siegel des Klosters „Neuwerk“ stammt. Dieses Kloster war das geistige Zentrum der Stadt, und der heilige Augustinus war  der Schutzpatron von Halle. Die Anwesenheit von sechseckigen Sternen und einem Halbmond auf den Wappen der Stadt, des Stadtgerichts, des Gerichts der Halloreninnung und der Schmiedezunft kann durch die Autorität der Augustiner-Brüder unter den Bürgern erklärt werden. Hurra, das Puzzle ist endlich gelöst!

    Ich denke aber, wir freuen uns zu früh. Vielleicht sehen wir nur die Spitze des Eisbergs, und das Haupträtsel wartet auf uns. Was erschien zuerst: das Wappen der Halloren oder das Siegel des Abtes des Klosters? Warum sind auf seinem Siegel ein Stern und ein Halbmond abgebildet? Wie konnten diese muslimischen Symbole auf den christlichen Wappen enden?

    Ich glaube, ich gefolterte Sie bereits mit Prediger und Heilige. Ich denke, dass wir selbst, ohne die Hilfe von Historikern, diese Frage nicht verstehen können. Eigentlich ist eine Wissenschaft, die Wappen studiert. Es heißt Heraldik. Lassen Sie uns also heraldische Experten fragen: Was bedeuten die Sterne und Halbmond auf den Wappen? Heraldiker erklären gerne: Die ersten Wappen erschien zur Zeit der Kreuzzüge. Ein Halbmond auf dem Wappen bedeutet einen getöteten Sarazen und ein Stern bedeutet eine Nachtschlacht. Ach so?! Es ist so einfach! Dann haben wir eine neue, romantische Version des Ursprungs des Halles-Wappens, im Schreibstil von Ritterromanen.                                                                       

    Ein symbolisches Bild eines Kreuzzugs.


    Fünfte Version. Ein Kreuzfahrer aus Halle.

    Jahr 1197. Fast jeder Einwohner von Halle hat von dem jungen Halloren gehört, der dank seiner Schönheit, seines Intellekts und seines Fleißes selbst bei älteren, namhaften Bürgern Respekt verdient hat. Es war das Verdienst seiner frommen Eltern, die es geschafft hatten, einen so würdigen Sohn zu erziehen. Sie nannten ihn Augustin zu Ehren des Schutzheiligen der Stadt. Jeden Sonntag kommt Augustin ins Kloster Neuwerk, um mit seinem Beichtvater, Bruder Januarius, eifrig die Heilige Schrift und andere Wissenschaften zu studieren. Januarius versucht Augustin davon zu überzeugen, Priester zu werden, aber unser Held träumt von Abenteuern und kriegerischem Ruhm. Es wurde bekannt, dass Kaiser Heinrich VI. alle Christen, die Waffen halten können, auffordert, am Kreuzzug teilzunehmen, um das Grab des Herrn von Sarazenen zu schützen. Augustin beschließt, ein Kreuzfahrer zu werden. Die Halloren kaufen ihm gemeinsam ein Kampfpferd, die Schmiede schmieden ihm ein zuverlässiges Schwert und feste Rüstung . Bruder Januarus segnet unseren Helden, und er geht ins Heilige Land. Aufgrund seiner Tapferkeit, seines Einfallsreichtums und seines edles Verhalten wird Augustin, unter anderen Kreuzfahrern, schnell bekannt. Einst umzingelte eine riesige Armee von Sarazenen eine Kreuzrittergruppe. Es schien, dass der Tod unvermeidlich war. Aber Augustin trug ein sarazenisches Gewand, schlich sich in einer dunklen Nacht in das feindliche Lager und tötete den Kalifen, den Anführer aller Sarazenen.
    Der Tod des Kalifen demoralisierte die Ungläubigen, und am Morgen besiegten die Kreuzfahrer die Feinde leicht. (Suchen Sie bitte nicht nach einer Bestätigung für dieses Ereignis in der Geschichte der Kreuzzüge. Ich habe mir es ausgedacht, und es wurde von serbischer Sage von Milos Obilic inspiriert.) Marshall Heinrich von Calden und Kanzler Konrad von Querfurt berichten über Augustins Heldentum an den König von Jerusalem – Amalrich. Der König erklärt seinen Willen: Für zahlreiche Taten im Namen Christi wird Augustin zum Ritter geweiht. Ein Mönch, der beim König als Chronist und Zeichner diente, hat dieses bedeutende Ereignis für uns festgehalten: Der König umgibt Augustin mit seinem Schwert, während die Diener den frisch gebackenen Ritter mit goldenen Sporen überziehen. Augustin zeigt mit dem Finger auf sein Wappen. Zwei Sterne darauf bedeuten zwei Nachtschlachten. Der Halbmond ist einer der getöteten Sarazen. Ja, ja, nur einer, aber es war der Kalif selbst! (Tatsächlich fielen viele Sarazenen vom Augustins Schwert, er zählte sie nicht einmal, aber im Vergleich zum Kalifen …) Über dem Wappenschild sehen wir einen Ritterhelm – ein unbedingtes Zeichen des Ritterwappens. Auf dem Helm befindet sich ein sogenanntes „Burelet“ – ein Stoffband, das ein weißes Tuch auf dem Helm hält. Sowohl das weiße Kopftuch,  als auch das Burelet haben die Kreuzritter von den Arabern geliehen. Die Araber benutzen dieses Gewand bis heute. Das schützt etwas vor sengenden Sonnenstrahlen. Das Burelet und das Kopftuchs auf dem Wappenhelm berichtete, dass sein Besitzer (oder der Vorfahre des Besitzers) am Kreuzzug teilgenommen hatte. (Leider wurden diese Symbole seit dem 16. Jh. mit allen adligen und dann im Allgemeinen mit allen Wappen verziert… Die edlen Nachkommen der berühmten Kreuzritter sind in der Menge der unverschämten Neureichen verloren gegangen!) Über dem Helm befindet sich ein Kleinod, der in der ursprünglichen Version des Wappens das gesamte oder teilweise Bild auf dem Wappen wiederholte. Das war die strenge Regel der Heraldik.

    Augustins Einweihung zum Ritter.

    Augustin wählte für sein Wappen weiße und rote Farben, da es die Farben der Mäntel und Schilde der Tempelritter waren. Diesen Ritter respektierte er sehr für ihre Tapferkeit und Hingabe. Augustin wollte sogar ein Templer werden, hielt er sich aber für unwürdig der solchen Ehre. Darüber hinaus nahmen die Templer nur Adlige und vorzugsweise Franzosen in ihre Reihen. Später sah Augustin, dass der Durst nach Geld den Templern ihre Heiligkeit leider bereits überwies.

                                                                                 Der Tempelritter

    Ich setze die Geschichte von Augustins Abenteuern fort: Die Ordinierung zum Ritter war nicht die einzige Auszeichnung für Augustin für seine Verdienste. Der Kanzler Konrad von Querfurt hat Augustins Heimatstadt 50 Jahre lang eine vollständige Befreiung von allen Abgaben und Steuern gewährt!

    Nach dem Ende des Kreuzzugs kehrt unser herrlicher Held nach Hause zurück. Sein Ruhm war seiner Bewegung voraus. In der Abbildung unten sehen Sie Augustins triumphale Rückkehr in seine Heimatstadt. Im Hintergrund sehen wir die Türme der Marienkirche. So sahen sie zu Zeiten der Kreuzzüge aus. In den Straßen von Halle wird er von freudigen Bürgern begrüßt. Augustin zeigt ihnen stolz die Urkunde des Kanzlers. Die Knappen tragen seinen berühmten Speer und einen mit Straußenfedern verzierten Helm. Bruder Januarus segnet seinen geistigen Sohn.

                                                                      Augustins triumphale Rückkehr

     Die Jungen beeilen sich, die goldenen Sporen des Augustins zu berühren. Nach dem Glauben garantiert dies ihnen Erfolg in einer zukünftigen militärischen Karriere. Aber nicht jeder in der Menge ist über Augustins Triumph glücklich. Zwischen den jubelnden Bürgern sehen wir das düstere Gesicht des Grafen von Giebichenstein. Er nahm an einem früheren Kreuzzug mit Kaiser Barbarossa teil und tat auch Wunder der Tapferkeit, konnte aber in Herrlichkeit und Ehre mit Augustin nicht mithalten. Jetzt nagt Neid an seinem Herzen. Auf Augustin sehen wir keine Plattenrüstung,  die unserem Blick vertraut ist, die sich bei uns im Bewußtsein mit dem Wort „Ritter“ verbindet. Das stimmt, es konnte nicht darauf sein, weil sie erst am Ende des 15. Jh.  erschienen und nur für Ritterturniere und als Paradekleidung verwendet wurden. Während der Kreuzzüge trugen alle Ritter bis zum Knie lange Kettenhemden und Kettenstrümpfe. Sie waren viel bequemer zu kämpfen als harte, feste Plattenrüstung.

    Kurz vor Augustins Rückkehr starb der alte Salzgraf Norbert und hinterließ keine Erben. (Der Salzgraf war eine erbliche Stelle, als Leiter der Salzgewinnung in Halle.)  Eine bessere Kandidatur für das Amt des Salzgrafen hätte niemand außer Augustin geben können. Der Landherr – Erzbischof von Magdeburg ernannte ihn auf Antrag der Halloren zum neuen Salzgrafen. Der Erzbischof hat auch das Wappen des Augustins als Wappen des Verwaltungsorgans des Salzgrafen – des Talgerichts genehmigt. Selbst die Schmiedeinnung erhielt das Recht auf ihrem Wappen einen Halbmond und einen Stern ausgezeichnete, für zuverlässige Waffen und Rüstungen, die unserem Helden oft das Leben retteten. Augustin erinnerte die Bewohner von Halle an ihren geliebten Helden der Ritterballaden, Roland, der auch tapfer gegen die Sarazenen kämpfte. Der beste Holzschnitzmeister der Stadt machte eine hölzerne Statue von Roland, die unserem Helden sehr ähnlich war. Die Statue wurde neben dem Stadtgericht aufgestellt, zuerst als Symbol der Macht des Erzbischofs, und dann wurde sie im Gegenteil, als Symbol der städtischen Unabhängigkeit wahrgenommen. Später wurde die Holzstatue durch eine Steinkopie ersetzt, die Sie heute auf dem zentralen Platz „Markt“, neben dem Glockenturm „Roter Turm“, sehen können. (Übrigens ist die Ähnlichkeit zwischen dem Gesicht der Statue und dem Gesicht des Augustins in der Zeichnung des Mönchs einfach erstaunlich, aber ich habe eine echte Zeichnung, ohne Wappen, natürlich, aus einem alten Manuskript verwendet.)  

    Aber zurück zu unserem Helden. Augustin hatte schöne Aussichten, alle Mädchen aus den besten Familien wollten ihn heiraten, aber er wollte keine Familie gründen. Bald wurde klar, warum: Nach langem Nachdenken entschied er sich, sein Leben Gott zu widmen und ins Kloster zu gehen. Die Überzeugungen aller Bürger und seiner Freunden – Ritter konnten diese Entscheidung nicht beeinflussen und Augustin wurde im Kloster Neuwerk zum Mönch unter dem Name Hieronymus geschminkt. Nur einmal musste er die Klostermauern verlassen, als im Jahr 1203 eine große Armee des schlimmsten Feindes des Kaisers – Otto IV. von Braunschweig die Stadt Halle belagerte. Augustin führte die Verteidiger der Stadt an, und nach neun Wochen erfolgloser Stürme sollte Otto mit den leeren Händen und langer Nase sein Heer abziehen.

    Augustins Geist und mentorische Tätigkeit im Kloster haben Früchte getragen: Nach einiger Zeit wurde er dem Abt des Klosters von Heiligen Augustinus. Auf seinem persönlichen Siegel des Abtes sehen wir einen Halbmond und einen Stern – die letzte Erinnerung an seine heldenhafte Vergangenheit . Der alte und weise Abt Hieronymus erinnerte sich nicht gern an seine stürmische Jugend. Oft summte er leise ein von ihm komponiertes Lied:

                                                    Ach du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
                                                    Leg‘ nur ins Grab, Augustin, alles ist hin.

    Nach Augustins Tod nahmen die Städter sein Ritterwappen als die Wappen von ihren Gerichte: die obere Teil für Wappen des Berggerichts, die untere Teil – für Wappen des Talgerichts. Dies sollte die Erinnerung an den heroischen Ritter Augustin für die Nachkommen bewahren, aber schon nach hundert Jahren begannen die Bewohner von Halle seinen Namen mit dem Namen des Heiligen zu verwechseln. Außerdem wurden alle Papiere, die diese Geschichte bestätigen, im Jahr 1312 bei einem schrecklichen Feuer, das nur zwei Kirchen von allen städtischen Gebäuden zu überlebten, zu verbrannt . In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden beide Wappen zum Stadtwappen Halle zusammengefasst. Dieses prächtige Wappen können wir heute über dem Eingang zum Standesamt sehen. Es erinnert uns an den Ritter Augustin und die legendäre Zeit der Kreuzzüge.

                                             Ein Exlibris aus dem Buch des Amtsgerichts Halle. 1545.

    Schluss, schreib doch keinen langen Roman, wir haben schon die vollen Nasen – denken Sie! Das alles ist Unsinn, sagen Sie: Jeder weiß, dass die Ritter unbedingt adlige Feudalherren waren, und der bürgerliche Salzsieder ist nicht hätte zum Ritter geschlagen werden können! Doch konnte, antworte ich! Vor dem 12. Jh. konnte jeder Mensch, der ein Pferd, Rüstungen und Waffen hatte und tapfer für seinen Oberherr kämpfte, behaupten, zum Ritter geschlagen und ihm ein paar Dörfer zugeteilt zu haben. Und für die Teilnehmer der Kreuzzüge blieb dieses Gesetz bis zum Ende des 12. Jahrhunderten bestehen.

    Der halleschen Historiker Johann Dreihaupt (1699 -1768), der selbst Salzgraf war, hat uns eine Liste aller Salzgrafen, die eine Lücke von 1179 bis 1285 enthält, hinterlassen. Gerade zu dieser Zeit konnte mein Held dem Salzgrafen sein. Als indirekter Beweis für die fünfte Version bringe ich die Wappen der deutschen Ritter aus berühmtem „Buch der deutschen Wappen“ von Johann Siebmacher (1596). Auf diesen Wappen sehen wir Bilder von Sternen und Halbmondbildern sowie Zeugen der Beteiligung der Besitzer dieser Wappen an Kreuzzügen – das Tuch auf Ritterhelmen.                                                                     

                Von Warnsdorf                                      Von Baumbach                                Von Finckenstein

                                                                              

                Von Beulwitz                                     Von Wedekind                                             Von Thadden

    Diese Wappen (besonders «von Warnsdorf») erinnern uns an das Wappen von Halle und können als Beweis dienen, wenn nicht für die Echtheit, dann zumindest für die Möglichkeit, der von mir ausdachte Geschichte. Obwohl es mich überrascht, dass alle Wappeninhaber stolz darauf sind, nur ein oder zwei getötete Sarazenen zu zeigen, besonders wenn dieser Ritter an drei nächtlichen Schlachten teilgenommen hat. Die Nachtschlacht war ein sehr seltenes Ereignis. Normalerweise endeten die Kämpfe mit Einbruch der Nacht und begannen im Morgengrauen wieder. Bei Hunderten von tagelangen Kämpfen gab es, im Durchschnitt, nur eine Nachtkampf. Im Fall von Augustin erklärte ich das Vorhandensein eines Halbmondes auf dem Wappen damit, dass es ein Kalif war.

    Also was? Haben all diese Ritter die Kalifen getötet? Woher haben sie so viele Kalifen genommen? Aber wenn es um einfache Sarazenen geht, warum gibt es so wenige besiegte Gegner in ein paar hundert Schlachten? Vielleicht waren unsere heldenhaften Ritter immer in den hinteren Reihen der Armee, und waren stolz auf diese Tatsache? In der Sammlung von den Siebmachers Wappen gibt es auch Wappen nur mit den Halbmonden (normalerweise nicht mehr als drei Stücke auf dem Wappen). Das Fehlen von Sternen (Nachtschlachten) ist verständlich, aber die geringe Anzahl der getöteten Sarazenen überrascht mich. Nein, ich bin nicht blutrünstig und verstehe, dass es nicht einfach ist, selbst einen Gegner zu besiegen, sondern drei – umso mehr. Aber im Siebmachers Buch sind viele Wappen nur mit Sternen ohne Halbmond. Das ist für mich völlig unverständlich! In vielen Kämpfen teilnehmen und niemands zu töten? Diese Ritter waren sehr gutherzige und liebevolle Menschen?  Sie vermieden unnötige Opfer? Ich denke, es gab keine solche unter den Kreuzfahrern.

                                                       Die Wappen der deutschen .Adelsfamilie.  

    Nicht nur die Wappen der einfachen Ritter, sondern auch die Wappen der Päpste hatten ähnliche Bilder.

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                                                                           Die Wappen der Päpste:

                        1. Nicolaus IV (1288-1292);    2. Pius II (1458-1464);    3. Clemens X (1670-1674).

    Warum sind muslimische Symbole auf den Wappen der Oberhaupten der katholischen Kirche? (Ich konzentriere Ihre Aufmerksamkeit nicht einmal auf den sechszackigen Sterne, die sogenannte „Davidssterne“, die wir mit dem Judentum assoziieren. Wenn Sie es bemerkt haben, habe ich seit Beginn meiner Erzählung auf der Sternform des halleschen Wappens nicht aufgepasst.) Möglich, nahmen die Vorfahren dieser Päpste an Kreuzzüge teil? Dann sehr gutherzig war der Vorfahre von Papst Clementius X, der an sechs Nachtkämpfen teilnahm, aber keinen Feind des Christentums getötet!

    Für dieses ganze verdammte Ding mit den Wappen der Päpste habe ich eine gute Erklärung: Die Heraldik-Experten haben uns in die Irre geführt! Ein Halbmond auf dem Wappen bedeutet keinen getöteten Sarazen, und ein Stern ist keine Nachtschlacht!  Außerdem, der Halbmond mit dem Stern waren anfänglich keine muslimischen, sondern christliche Symbole!

    Ich denke, um diese schwierige Frage zu verstehen, müssen wir einen kleinen historischen Exkurs machen und herausfinden: Wer, wann und warum die Halbmonde zusammen mit den Sterne darstellen begann.


    Historischer Ausflug:

    Vor 5000 Jahren entstand, zwischen den Flüssen Euphrat und Tiger, die erste Zivilisation auf der Erde: Das sumerische Reich. Heute befindet sich dort das südliche Territorium des Staates Irak. Nach alter Tradition hatten die Sumerer einen Haufen Götter. Ihr Hauptgott war der Himmel – An. Alle anderen Götter waren seine Kinder, Enkel und Urenkel. Sein Enkel Nanna war der Gott des Mondes. Sein Symbol war der Halbmond. Die Tochter von Nanna – die Göttin Inanna, können wir sicher die extravaganteste Göttin der Welt nennen. Sie hatte die Berufe der Göttinnen der Liebe, der Heiterkeit, der Fruchtbarkeit, der Heilung, des Tierschutz, der Jagd und sogar… des Krieges! Sie war auch die Patronin von schwangeren Frauen. Beim Bedarf erhielt Inanna die Flügel von An, und konnte wie ein Vogel am Himmel fliegen. Inana erfüllte ihre Pflicht als Göttin der Liebe eifrig und war die Geliebte aller männlichen Götter, wobei sie jedes Mal wieder Jungfrau wurde. Wie ihr das gelang? Ganz einfach: Sie war eine Göttin! Ihr Symbol war der Planet Venus. Das Sternbild sehen wir oft neben Inanna auf sumerischen Sigel – Schriftrollen. Manchmal wurde Inanna mit dem Stern (Venus)und dem Symbol ihres Vaters – Halbmond dargestellt, weil der Mondzyklus mit dem Menstruationszyklus übereinstimmt und daher in den Köpfen der Sumerer mit der Geburt, der Fortpflanzung und der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wurde. Auf einigen sumerische Zeichnungen sehen wir in der Nähe mit Inanna ein Halbmond mit zwei Sternen, weil die Sumerer den Planet Venus als zwei verschiedene Sterne wahrnahmen – morgens und abends.

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    Fragmente von Abdrücken sumerischer  zylindrischer Siegel: 1. Gott Nanna. 2. Inanna mit Flügeln und Speeren als Göttin der Jagd und Zähmung wilde Tiere. 3. Inanna mit einem Symbol des Lebens und der Liebe – einer Lotusblume.

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                                                                    Aramäische Steingestell

    1. Die Stella aus der sumerischen Stadt Ur-Namma zeigt den Bau des Tempels von Inanna.
    2. Phönizische Stella mit dem Bild der Göttin Tanit.
    3. Die assyrische Stella, auf der die Göttin Anat mit einem Halbmond und zwei Sterne dargestellt wird.  

    Im nördlichen Teil des Sumers lebte ein semitischen Volk – Assyrer. Die Assyrer und dann auch die anderen Semiten liehen sich die sumerischen Götter, verzerrten aber dabei ihre Namen. Die Göttin Inanna erhielt in Assyrien den Namen Anat, in Phönizien den Namen Tanit, und ihr Kult wurde mit dem ursprünglichen Kult der semitischen Muttergöttin Aschera vermischt. Deshalb erhielt Anat das Epitheton (poetischer Name) – Astoret (Gebärmutter). In anderen semitischen Dialekten wurde dieser Name, wie Ischtar ausgesprochen.  Die Griechen haben es als Astarte niedergeschrieben. Unter diesem Namen trat Inanna in die Bibel ein, wo sie zur Verkörperung von Unzucht, Heidentum und anderen Greuel wurde.    
    Von Sumer kam Inanna unter verschiedenen Namen in die Religionen aller Völker Südwestasiens und Europas und ersetzte den alten Kult der Fruchtbarkeitsgöttin oder anderweitig der Muttergöttin. Diese Muttergöttin wurde als Statuetten einer hässlich dicken Frau mit einem großen Bauch und hängenden Brüsten dargestellt. Das symbolisierte eine vielfach geborene Frau, als die Verkörperung unendlicher Fruchtbarkeit.

                                         

    Ein typisches Bild der Fruchtbarkeitsgöttin bei alten Völkern.


    Natürlich war die junge und schlanke Göttin der Liebe, die die Muttergöttin ersetzt hat, viel süßer.
    In Indien wurde Inanna geteilt und verwandelte sich in die Göttin der Liebe – Lakschmi und ihre schreckliche Inkarnation – die Blutgöttin der Schlacht – Kali.
    In Griechenland verwandelte sich Inanna sogar in vier Göttinnen: Die Göttin der Liebe – Aphrodite; die Göttin des Mondes, der Jagd und der Fruchtbarkeit – Artemis; die Göttin des strategischen Krieges und der Weisheit – Athena und die geflügelte Göttin des Sieges – Nike.
    Im alten Rom wurde sie in fünf Göttinnen unterteilt: Venus, Diana, Ceres, Minerva und Victoria.
    Die alten Teutonen hatten auch ihre eigene Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und des Krieges – Freya, die, wie Inanna, Flügel hatte und fliegen konnte. Der Wochentag – Freitag  wird in Deutschland zu ihren Ehren genannt.

    Im 19. Jh. entlehnte der russische Dichter A. Puschkin aus den Volksmärchen das Bild einer Schwanenprinzessin, die mit einem glänzenden Halbmond und einem leuchtenden Stern geschmückt war. Das waren besimmt die Zeichen von Inanna, die sogar in die praslawischen Völker eingedrungen sind und seit Jahrtausenden im Volksgedächtnis existierten.
    Das Vorhandensein von Flügeln verursachte die Assoziation von Inanna – Astarte mit dem Vogel. Manchmal wurde es als Symbol der Weisheit – eine Eule dargestellt, manchmal als Symbol der Schönheit – der Schwan.  

    Aus dem Wort Inanna stammen die folgenden Namen: Inna, Inessa, Ana, Anna und Hanna; georgische Namen Nina und Nana. Aus dem Wort Astarta entstanden das lateinische „Astra“, das englische „Star“ und das deutsche „Stern“. Der biblische Name jüdischen Ursprungs – Ester bedeutet auch den Stern. Inanna ist sogar in die engen Reihen der ägyptischen Götter eingedrungen, als die Göttin der Heilung – Anat und die Göttin des Krieges – Astarta. Aber die Göttin der Liebe, des Spaßes und der Schutzpatronin schwangerer Frauen – „Hathor“ war bei den Ägyptern schon viel früher. Statt eines Sterns und eines Halbmondes trug Hathor die Hörner einer Kuh mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf. In Skulpturen wird Hathor oft, als die wichtigste ägyptische Göttin Isis dargestellt. Isis wurde normalerweise als eine sitzende Frau mit einem Kind auf dem Schoß dargestellt. Dieses Kind hieß „Gore“, und es war der Gott des Himmels, der durch die unbefleckte Empfängnis geboren wurde. Manchmal kombinierten die Ägypter die Bilder beider Göttinnen und stellten Isis als Hathor dar (oder umgekehrt).

                                 

      Isis                                                  Hathor                    Hathor, die als Isis darstellte.   

    Am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. verloren die alten römischen Götter das Vertrauen des Volkes, weil sie, trotz der reichlichen Opferungen, die Wünsche der Gläubigen nicht erfüllten. Daher suchten die Römer nach neuen Göttern, unter fremden Göttern, die (Gerüchten zufolge) einen positiven Ruf bei den östlichen Völkern hatten. Die ersten drei Plätze im Wettbewerb belegten: der persische Gott Mitra, die ägyptische Göttin Isis und die assyrische Astarte. (Jesus Christus wurde wegen seines unhöflichen Verhaltens gegenüber anderen Teilnehmern disqualifiziert.)
    Die Siegergötter hatten einflussreiche Sponsoren. Der Gott Mitra war der Schützling von Kaiser Nero und der gesamten Kaiserdynastie  der Severer. Die Göttin Isis wurde von den Kaisern Caligula und Caracalla gefördert. Nicht ohne Hilfe von Kaiser Elagabal ist in Rom Astarta eingedrungen (unter dem Pseudonym „Die syrische Göttin“). Die Tempel dieser Götter entstanden im Römischen Reich als Pilze nach dem Regen. Mitra war eigentlich der Sonnengott, aber seine Tempel waren mit den Halbmonden  und den Sternen bemalt. Die Spezialisierung von Astarta und Hathor als Göttinnen der Liebe und des Spaßes hat dazu geführt, dass sie wurden als eine Göttin wahrgenommen. Die Zeichen von Astarta – der Halbmond und der Stern erschienen über dem Kopf von Isis – Hathor. Eigentlich waren für die Römer der Halbmond mit dem Stern als Zeichen der Gottheit schon vorher bekannt. Das waren die Zeichen ihrer beliebtesten Göttin Venus – die Cousine von Inanna. Mit der Zeit begannen die Römer diese Zeichen einfach als heilige wahrzunehmen.

         Eine Astartenstatuette und ihre Flachrelief und eine Venusstatue aus römischen Tempel. .                                                                                    

      Zu Beginn des vierten Jahrhunderts waren die Römer bereits von den neuen Göttern enttäuscht. Das Christentum gewann an Popularität und die Römer entschieden sich (allerdings nicht selbst, sondern auf Befehl von Kaiser Konstantin dem Großen), massiv in eine neue Religion zu wechseln. Im Gegensatz zu früheren, hat diese Religion keine Konkurrenz toleriert. Die bekehrten Christen   zerstörten die Tempel der alten Götter und ihre Statuen zerschlagen, aber sie haben die Isis-Statuen, mit dem Kind Horus in ihren Armen, nicht berührt. Sie haben diese Statuen bereits in einer neuen Qualität wahrgenommen – als Darstellung der Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind.                           

    Statuen Isis und die Gottesmutter.

    1. Die Statue Isis aus einem  römischen Tempel (z. 2. Jh.).     2. Die Statue der Gottesmutter aus  einer italienischen Kirche (20 Jh.). 

                                                                                                   
    Im letzten Teil der Bibel, den Offenbarungen des Theologen Johannes, die als „Apokalypse“ bekannt sind, beschreibt Johannes eine seiner Visionen so:

    1. Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. 2. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. 3. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. 4. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. 5. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. 6. Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte; dort wird man sie mit Nahrung versorgen, zwölfhundertsechzig Tage lang.

    Diese schreckliche Vision von Johannes wurde von den Theologen, die die Bibel studierten, schnell und einfach erklärt: Das Kind ist Jesus Christus, und die Frau ist die Gottesmutter – die Jungfrau Maria. In den Köpfen der neu geschaffenen Christen gab es eine große Verwirrung: Sie besuchten kürzlich die Tempel von Isis und Astarta, wo neben den Göttinnen ein Halbmond und Sterne abgebildet waren. Astarte hatte die Flügel und die Frau aus dem Johannes Vision floh in die Wüste mit den Flügel, die sie vom Gott bekam. Die unbefleckten Empfängnis von Isis, man mit der Unbefleckten Jungfrau verbunden kann. Kein Wundern, dass alle drei Bilder –  Astarta, Isis und Gottesmutter Maria zu einem Bild verschmolzen sind, dessen Symbolen wurden der Mond (der unter den Füßen der Frau war) und die Sterne (auf ihrem Haupt). Daher empfahl die Dritte Ökumenische Kathedrale in Ephesus (431) dringend, die Jungfrau Maria nur zusammen mit dem Halbmond und mit einem oder mehreren Sternen darzustellen. Später wurde es optional, aber in katholischen Tempeln sehen wir oft Statuen der sogenannten „Mondsiechelmadonna“, die die Gottesmutter darstellen.  Die Gottesmutter steht auf dem Halbmond und hat das Nimbus aus den zwölf Sternen über dem Kopf. Аlle ersten Bilder der Gottesmutter wurden von ihren heiligen Zeichen – dem Halbmond und den Sternen begleitet. Heute können Sie diese Zeichen auf einigen orthodoxen Ikonen sehen.

             Die Statuen der Gottesmutter mit den Sternen und dem Halbmond aus katholischen Tempeln.

                                                                                                                                                       

                                 Orthodoxe Ikonen der Gottesmutter mit den Sternen und dem Halbmond.

    Und sogar auf der Flagge der Europäischen Union, die 1955 genehmigt wurde, sehen wir 12 Sterne. Dies bedeutet nicht die Anzahl der Staaten, die damals dem Europarat angehörten, da es ursprünglich bereits 15 gab. Offiziell wird angenommen, dass das die Zahl 12 Perfektion und Vollständigkeit symbolisiert. Aber laut dem Autor der Flagge, Arsen Heitz, wurden ihm 12 Sterne aus der Beschreibung der Gottesmutter aus der Johannes „Apokalypse“ entlehnt. Die Entstehung der Europäischen Union empfand er, als die Geburt des Retters der menschlichen Rasse.

                                                            Die Flagge der Europäischen Union

    Die Reformen des Kaisers Konstantin des Großen beschränkten sich nicht nur auf die Erklärung des Christentums zur Staatsreligion. Er verlegte die Hauptstadt des Römischen Reiches in die Stadt Byzanz, die nach ihm von Konstantinopel benannt wurde. Über dem Stadttor von Konstantinopel wurden die gut uns bekannten Zeichen geschnitzt: Der Halbmond mit dem Stern. Byzantinische Chroniken erzählen, wie das Symbol der Gottesmutter zum Wappen der Stadt wurde.

    Im Jahr 860 wurde eine riesige Armee von Russen auf 200 Schiffen unter dem Kommando der Fürsten Askold und Dirk der Hauptstadt von Bisanz – Konstantinopel belagerte. Der Kaiser mit der ganzen griechischen Armee abwährte zu dieser Zeit die Angriffe der Moslems in Syrien, und seine Flotte kämpfte im Mittelmeer gegen die sizilianischen Normannen. Die Russen plünderten ungestraft die umliegenden Dörfer und töteten rücksichtslos wehrlose Bewohner. In Ehrfurcht versammelten sich die Bürger im Tempel „Hagia Sophia“ und flehten Gott um Hilfe an. Plötzlich erschien die Gottesmutter über dem Altar, zog ihren Mantel aus, breitete ihn über die Betenden aus und verschwand. Dann nahmen die Priester die Ikone der Gottesmutter zum Meer und tauchten sie ins Wasser. Sofort brach ein schrecklicher Sturm aus, und alle russischen Schiffe gingen zu Boden.

                                                                                          

                   Der Untergang der russischen Marine neben  Konstantinopel. Gravur von F. Bruni. 1839.

    Seit dieser Zeit feiert die ganze orthodoxe Kirche dieses Ereignis als kirchliches Fest „Schutz der Allerheiligsten Jungfrau“. Da die Ferienzeit auf Mitte Oktober fällt, wenn alle Feldarbeiten beendet sind, das Essensvorräte gibt und man mit voller Kraft feiern kann, ist dies ein beliebter Fest in Russland. Es wird einfach genannt – „Abdeckung“. Nach Volkstradition wurde an diesem Tag das Treffen von Herbst und Winter gefeiert. Der Name der Volksetymologie verbindet sich mit dem ersten Schnee, der die Erde «bedeckte». Über den wahren, beschämend für sie, Grund für disen Fest haben die Russen keine Ahnung.

    Aber zurück nach Byzanz. Nach ihrer wundersamen Rettung vor einem grausamen Feind, legten die Einwohner von Konstantinopel die heilige Zeichen der Gottesmutter auf das Wappen der Stadt und befestigten dieses Wappen über das Stadttor, um sich vor den Eroberern zu schützen.Aber zurück nach Byzanz. Nach ihrer wundersamen Rettung vor einem grausamen Feind, legten die Einwohner von Konstantinopel die heilige Zeichen der Gottesmutter auf das Wappen der Stadt und befestigten dieses Wappen über das Stadttor, um sich vor den Eroberern zu schützen.
    Die orthodoxe Kirche hat eine lange Tradition: Auf den Kuppeln und Kreuzen der Tempel, die der Gottesmutter geweihten, stellen die Sterne und die Halbmonden dar.

                    Die Sterne und die Halbmonden auf den Kuppeln und Kreuzen orthodoxer Tempel.

    Auf mittelalterlichen katholischen Tempeln und kirchlichen Attributen kann man auch einen Stern und einen Halbmond sehen.

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    .                                Ein Reliktspeicher, der Pippin von Aquitanien gehörte. 12 Jh

    1. Eine allgemeine Ansich den Reliktspeicher, 2 – Ein Fragment des Kompositions.

                                            Die Türen der Abtei von St. Clemens. Italien, 12. Jahrhundert.

    Der Stern und der Halbmond wurden auch auf den Fahnen der byzantinischen Kaiser aus der Komnenos-Dynastie abgebildet.

    Im Jahre 1453 belagerte der türkische Sultan Mehmed II. mit einer riesigen Armee Konstantinopel. Dieses Mal konnten die heiligen Zeichen die Stadt nicht retten, und die letzte Bastion der Christen im Osten wurde zur Hauptstadt der islamischen Welt. Die Stadt erhielt einen neuen Namen – Istanbul. Die Türken waren Muslime und hatten daher keine Zeichnungen auf ihren Fahnen: Der Islam verbietet es, alles darzustellen, was Allah geschaffen hat. Nur die schiitischen Perser erlaubten es sich, trotzt Gebote Allahs, ihre berühmten Miniaturen zu malen (und Wein zu trinken). In beiden grundlegenden religiösen Quellen des Islam – Dem Koran und der Sunna, wird nichts über irgendwelche Symbole des Islam gesagt. Es wird angenommen, dass es global und universell ist, daher ist ihm die Idee eines beliebigen Symbols fremd. Mehmed II. war ein frommer Muslim, aber als Ausnahme befahl er, einen Halbmond als Symbol des ehemaligen Konstantinopels auf seiner Flagge darzustellen. Mehmed wollte die Handelsbeziehungen von Konstantinopel mit Westeuropa fortsetzen und die Flaggen auf türkischen Handelsschiffen sollen das Vertrauen ehemaliger Handelspartner wecken.
    Seitdem wurde der Halbmond allmählich zum Symbol der islamischen Welt (aber nicht zum Islam).

    Dann wurde ein Halbmond auf den Gipfeln der Kuppeln der Istanbuler Moscheen installiert, um sie von christlichen Tempeln zu unterscheiden. Heutzutage ist es schon schwierig, eine Moschee zu finden, die nicht mit einem Halbmond geschmückt ist. Diese Halbmonde können den Mond in verschiedenen Phasen darstellen und manchmal wird einfach über die Zeit berichtet, in der die Moschee fertiggestellt ist.

    Der Stern neben dem Halbmond erschien aber viel später. Erst 1793 erschien ein achtzackiger und später, 1844, ein fünfzackiger Stern auf der Flagge des Osmanischen Reiches. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien der Halbmond mit einem Stern auch auf den Fahnen anderer islamischer Staaten.

       Die Flagge von Isaak Komnin. (1155 – 1194).                         Staatsflagge der Türkei seit 1844.

    Die Geschichte des Wappens von Konstantinopel und der Flagge der Türkei ist wenig bekannt. Die Mondsichel ist in den Köpfen aller Völker fest mit dem Islam verbunden. Ein Beispiel dafür ist das Gemälde eines italienischen Künstlers aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Fausto Zonaro. Hier sehen wir Halbmonde auf den Flaggen Mehmeds II, der gerade das eroberte Konstantinopel betritt. Aber Sie, meine liebe Leser, wissen bereits, was es wirklich passiert war.

    Der Einzug von Sultan Mehmed II. in Konstantinopel. Die Gemälde von Fausto Zonaro. 1904.

    Damit beende ich meinen historischen Exkurs und sage «Danke» jenen Lesern, die meine Erzählungen noch geduldig lesen. Erinnern Sie sich daran, warum ich all diese Geschichten über Inanna und Mehmed II erzähle? Ja, ja, wir beschäftigen uns immer noch mit unserer fünften Version über den Kreuzfahrer aus Halle! (Ich denke, die letzten meine Leser werden jetzt sagen: „Nun, es ist genug. Satt!“ und sie werden aufhören zu lesen, aber ich bin so fasziniert, dass ich nicht mehr aufhören kann und meine Recherchen fortsetze.)

    Wir sehen also deutlich, dass die Geschichte des schönen Ritters Augustins nicht in Wirklichkeit sein könnte. Der Halbmond und die Sterne auf dem Wappen von Halle können nicht mit Kreuzzügen in Verbindung gebracht werden: Der letzte Kreuzzug zum Heiligen Land fand im 13. Jahrhundert statt, und der Halbmond als Symbol des Islam erschien erst im 15. Jahrhundert. Der Stern – noch später, nicht früher als im 19. Jahrhundert. Muslimische Krieger konnten die Zeichen der Astarte auch nicht benutzen , weil der Islam alle Anzeichen des Heidentums verbietet. Hier muss erwähnt werden, dass die Türken, bevor sie Muslime wurden, ihre eigene Göttin des Mondes und der Fruchtbarkeit hatten – Umai (ein weiterer Klon von Astarte), dessen Zeichen auch der Halbmond war. Nach der Islamisierung verabschiedeten sie sich für immer von Umai und ihrem Symbol. Der Halbmond war auch ein Symbol des Sassanidenreiches auf dem Territorium von Persien (Iran), bevor er von den Arabern erobert und anschließend islamisiert wurde. Aber danach ist der Halbmond in Vergessenheit geraten. Alle Chronisten der Kreuzzüge erwähnen die Banner der Sarazenen nur als Eintonnen, ohne jede Zeichnung. Als Beweis für meine Worte kann ich Ihnen eine persische Miniatur vorstellen, die den Beginn der Schlacht zwischen der türkischen und der persischen Armee im Jahr 1514 zeigt.

                                                                                                                                                         

                          Die Schlacht beim Tschaldiran. Eine Miniatur aus dem Buch „Selimname“, 1525.

    Ich denke, die Türken sind auf der rechten Seite, weil sie eine Janitschar-Infanterie haben. Perser benutzten die Infanterie nicht und nur mit den Pferden gekämpften. Auf dem Stock der persischen Flagge befindet sich der arabische Buchstabe «N». Türkische Flaggen haben überhaupt keine Zeichen. Wir sehen zwei muslimische Armeen, aber wir sehen weder Halbmond noch Sterne.

    Aber es wäre nicht fair, wenn ich Ihnen nicht noch eine Zeichnung aus dem mittelalterlichen Manuskript zeigen würde. Zu meiner tiefsten Trauer habe ich es gefunden, und es scheint mir, dass ich alle meine früheren Aussagen kreuze!  

                                                      Der Schlacht von Sarmeda.                                       

    Dies ist eine Zeichnung aus George Castellans Manuskript „Die Geschichte von Outremer“ (1475) (Outremer ist ein allgemeiner Name für alle Königreiche, die von Kreuzfahrern im Heiligen Land geschaffen wurden.). Das Bild zeigt eine schreckliche Niederlage der Kreuzritter in der Schlacht von Sarmeda (1119). Rechts sehen wir die Sarazenen und… Oh Gott! Auf ihrem Banner befindet sich ein Halbmond, und auf dem Schild eines der Krieger befindet sich ein sechseckiger Stern (ein typischer „Davidstern“). Hier sollte ich meine Unwissenheit zugeben, mich für die Zeit, die Sie genommen haben, entschuldigen und es beenden. Aber ich möchte nicht aufgeben. Ich werde mir andere Manuskripte zu diesem Thema ansehen. Ja, hier ist eine weitere illustrierte «Autremer-Geschichte», die 1337 geschrieben wurde. Der Autor ist Guillaume de Thier. Und wieder eine Wanne mit kaltem Wasser auf meinen armen Kopf: Auf einer der Zeichnungen sind die Krieger von Saladin zu sehen. Warum habe ich nach dieser Zeichnung gesucht? Ich hätte ihn lieber nicht gesehen!

    Die Krieger von Saladin auf einem Feldzug

     Pferdedecken und Schilde der Sarazenen sind mit Halbmonden und Sternen geschmückt! Aber was ist das? Schauen Sie sich die anderen Pferdedecken und Schilde der Krieger an.  Sie werden Bilder sehen, die die Muslime nicht hätten haben können: ein christliches Symbol – ein geflügeltes Kreuz und die Schnauze eines Tieres (offensichtlich einen Irbis). Denken Sie nun daran, dass der Islam verbietet es, alles darzustellen, was Allah geschaffen hat. Vielleicht sind es Trophäen? Aber diese Trophäen zu benutzen, wäre für Muslime ein Sakrileg! Herzförmige Schilde sind auch nicht typisch für Muslime. Jetzt zeige ich noch eine Zeichnung aus diesem Manuskript.  

    Der Schlacht der Sarazenen mit den Kreuzrittern.

    Hier sehen wir, wie Gottfried von Bouillon an der Spitze seines Heeres die Muslime zerschlägt. Letztere sehen aus wie einfache Bauern: barfüßig und in Gewändern. Aber auf den Pferden mit den Pferdedecken , wie bei europäischen Rittern! Und achten Sie darauf – die Halbmonden sind bereits auf beiden Seiten. Das ist noch nicht alles, hier ist die folgende Abbildung:

    Hier sehen wir auf beiden Seiten die gleichen Sterne auf einem gelben Hintergrund. (Mir ist dieser Stern erinnert an das Bild an den Türen der Abtei von St. Clemens, was normal für Christen ist , aber nicht für Muslime.) Auf den Unterschenkel des Anführers der Sarazenen ist die plattenförmige Fußpanzerung, genau wie beim seinen Gegner. Aber diese Rüstung erschien viel später als die Zeit der Kreuzzüge.
    Eine andere Zeichnung aus demselben Buch sieht ziemlich lächerlich aus:


    Der Text erzählt, dass hier der König von Jerusalem Balduin III. an der Spitze seines Heeres abgebildet ist. Sein Gegner ist Sarazene, barfüßig und im Orientmantel, wie er nach der Meinung des Autors aussehen sollte. Aber seht euch König Balduin an. Er beeilte sich offensichtlich im Kampf so, dass er vergaß seine Hose anzuziehen! Eigentlich trugen die Ritter damals keine Hosen, sondern Kettenstrümpfe, wie zum Beispiel Gottfried von Bouillon auf Seite 26. Aber das ist nicht die Hauptsache, sondern die Hauptsache ist, dass der König keine Hose hat. Das ist aber schon Unsinn! Übrigens gingen Muslime nicht ohne Hosen, sie trugen zwingend die Sirwale (Pumphosen). Diese Hosen könnten zerrissen und schmutzig sein, aber ohne sie gingen Muslime in keiner Weise. (Manchmal waren Pumphosen bis zu den Knien, aber nur, wenn sie mit den Stiefeln getragen wurden.)
    Worüber sprechen all diese Zeichnungen? Darüber, dass ihre Autoren die Sarazenen niemals  sahen, aber sie bevorzugten Exotik der Zeichnungen mit historischer Authentizität. Beide Manuskripte wurden 300 Jahre nach den darin beschriebenen Ereignissen geschrieben. Alle Pferdedecken und Schilde, sowohl der Kreuzritter als auch der Sarazenen, sind mit den Wappen der berühmten europäischen aristokratischen Familien geschmückt. Warum? Sondern weil die Autoren andere nicht sahen. Kreuzzüge, die geizig in Worten beschrieben und nicht in Zeichnungen eingeprägt sind (welche Zeichnungen könnten in diesen Jahren sein?), erzeugten heftige Fantasien bei späteren Autoren. Die Früchte dieser Fantasien wurden barfüßige Muslime ohne Hosen, deren Schilde mit christlichen Symbolen verziert waren. Um Sie nicht zu langweilen, bringe ich hier nicht alle Zeichnungen aus den obigen Manuskripten mit, aber vertrauen Sie mir: Es gibt noch viel mehr zu tun.  Ganz andere Sache sind die Zeitgenossen der Autoren, die Ereignisse beschrieben, von denen sie selbst Zeugen waren. Zum Beispiel, Konrad von Grünenberg, der 1486 (33 Jahre nach dem Fall Konstantinopels) nach Palästina pilgerte. In seinen Memoiren „Die Reise von Konstanz nach Jerusalem“ stellte er ein sehr skurriles türkisches Schiff dar, mit dem er nach Palästina segelte.

    Ein türkisches Schiff im Konrads von Grünenberg Manuskript.

    Auf den Schiffsfahnen sehen wir nur Halbmond ohne Sterne, dass meine Behauptung über das späte Erscheinen des Sterns auf der türkischen Flagge bestätigt.
    Die gleiche Flagge sehen wir auch in der Abbildung aus dem englischen Buch, die uns die Schlacht von Zonchio zwischen Türken und Venezianern im Jahre 1499 darstellt. Wir sehen den Moment, in dem zwei venezianische Schiffe (links und rechts) das türkische Flaggschiff zur Abordnung nahmen. Sein Kommandant Burakreis konnte sie nicht loswerden und setzte sein Schiff in Brand. Der Anblick von drei brennenden Schiffen demoralisierte den Rest der Venezianer und die Türken siegten.

                                         Schlacht von Zonchio                

    1                                                                                       2

                                                                            Die Türkische Flaggen:

                                  1. Auf einem Schiff mit Konrad Grünenberg.  2. Auf einem Burakreis Schiff.

    Lassen Sie uns endlich diesen langwierigen historischen Ausflug beenden und fassen wir zusammen alles, was wir herausgefunden haben:

    1. Der Halbmond mit dem Stern sind die ältesten Symbole, die aus dem Kult der sumerischen Göttin Inanna stammen.

    2. Mit dem Beginn des Christentums wurden diese Zeichen zu Symbolen der Gottesmutter.

    3. Im 9. Jh. werden diese Zeichen zum Wappen von Konstantinopel.

    4. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken erscheint der Halbmond auf der Flagge
    der Türkei.

    5. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts wird ihm ein Stern hinzugefügt.

    6. Während der Kreuzzüge hatten Muslime keine Symbole des Islam, einschließlich der Halbmond und die Sterne.

    Folgerungen: Die Schilder auf dem Wappen von Halle können nicht mit Kreuzzügen in Verbindung gebracht werden.

    Aber wenn nicht mit Kreuzzügen, dann vielleicht mit dem Wappen von Konstantinopel? Was wäre,
    wenn es zwischen Halle und Konstantinopel enge Handelskontakte gab (oder vielleicht waren sie überhaupt Partnerstädte)? Das Wappen von Halle erschien nach dem Fall Konstantinopels. Möglich, haben die Bewohner von Halle sich ein Wappen in Erinnerung an eine freundliche Stadt genommen? Dies wird unsere sechste Version sein.

                        Portsmouth-Flagge.                                                   Die Flagge von Isaac Comnin.

    Diese Ähnlichkeit kann kein einfacher Zufall sein. Wahrscheinlich verbindet etwas diese Flaggen. Es hat keine direkte Beziehung zu unserem Thema, aber die Antwort auf dieses Rätsel kann uns helfen. Es ist notwendig, die Geschichte von Portsmouth und die Geschichte von Isaac Comnin sorgfältig zu lesen. Letzteres war der berüchtigte Herrscher Zyperns, der dort die Macht eroberte. Vielleicht waren Zypern und Portsmouth also Handelspartner und Partner? Ich konnte keine historischen Informationen zu diesem Thema finden, und es konnte zu dieser Zeit keine solchen Verbindungen geben. Aber wenn man die verschiedenen historischen Tatsachen jener Zeit vergleicht, wird etwas zu klären. Isaak Komnin regierte Zypern im Jahr 1191, während des dritten Kreuzzugs. Einer der drei Anführer der Wanderung war der englische König Richard Löwenherz. Seine Schwester und seine Braut pilgerten zur gleichen Zeit nach Jerusalem. Das Schiff, auf dem sie segelten, geriet in einen Sturm und fand Zuflucht im Hafen von Zypern. Komnin zeigte eine abscheuliche Gastfreundschaft: Er ließ die Schwester und Braut des englischen Königs in ein Gefängnis stecken und verlangte ein großes Lösegeld von ihm. Es ist schwer zu sagen, warum er das getan hat.  Vielleicht verlor Komnin den Verstand von Gier. Dies war eine äußerst unkluge Tat gegenüber Richard, der für seinen temperamentvollen Charakter berühmt war und gerade zu dieser Zeit an der Spitze einer Kreuzritterarmee an Zypern vorbeiflog. Richard unterbrach die Wanderung, eroberte Zypern und hat sich zu seinem Herrscher erklärt. Komnin geriet in Gefangenschaft. Isaak nahm von Richard, bevor er sich aufgab, das Wort, dass er ihn nicht in Eisen stecken würde. Richard hielt sein königliches Wort: Er band Isaac einfach mit Seilen und verkaufte ihn an Byzanz, wo Komnin als Hauptfeind des Reiches galt. Bald verlor der dumme Isaac nach dem Verstand noch auch den Kopf.

    Richard setzte seine Wanderung fort und belagerte in Begleitung eines französischen Königs die Stadt Acra. Dort schloss sich ihnen auch der Herzog von Österreich Leopold V. Die Stadt nahmen sie ein, aber insgesamt endete die Wanderung nicht erfolgreich. Die Kreuzritter haben sich mit ihrem Lieblingsgeschäft beschäftigt: dem Raub der Zivilbevölkerung. Die Könige zerstritten als sie anfingen, Beute zu teilen und wurden schließlich von Saladin besiegt. Unruehmlich kehrten sie nach Hause zurück. 

     Als Richard mit einer kleinen Anzahl von Satelliten auf österreichischem Territorium landete, wurde er von Leopold V. gefangen genommen. Leopold verlangte viel Geld von ihm für einen nicht erhaltenen Teil der Beute. Richard hatte diese Summe nicht bei sich, und er saß zwei Jahre lang beim Herzog gefangen, während seine Freunde ihm Geld für Lösegeld sammelten. (In England saß zu dieser Zeit bereits sein jüngerer Bruder auf dem Thron, der an der Rückkehr des rechtmäßigen Königs überhaupt nicht interessiert war.)

    Und jetzt gehen wir nach Portsmouth. Als Richard sich auf die Wanderung vorbereitete, sammelte er von allen Seiten das Geld. Bei Portsmouth-Händlern nahm er auch eine große Menge an Geld ein und versprach, es nach der Wanderung mit mehr als einem Betrag zurückzugeben. Wie es endete, wissen wir bereits. Nach England kam Richard ohne ein einziges Pfennig. Er hat sich den Thron zurückgenommen, aber ohne Geld… Aber es ist notwendig es war irgendwie, mit den Portsmouth-Händlern zu rechnen. Richard schenkte Portsmouth 1194 die städtische Charta und sie von Steuern befreit hatte. Außerdem schenkte er der Stadt eine Flagge von Isaac Comnenos, die als Kriegstrophäe beschlagnahmt wurde. Die Bürger gaben vor, sehr geschmeichelt zu sein, und erklärten, dass es jetzt ihre Flagge und ihr Wappen sein würden. (Tatsächlich waren die städtische Charta und die Steuerbefreiung für sie so ein tolles Geschenk, dass sie nicht mehr wollten.)

    Zypern war nicht lange unter der Herrschaft des englischen Königs. Richard brauchte das Geld und verkaufte die Insel an die Tempelritter. Aber er hielt sich offensichtlich für den Besitzer des Ehrentitel des Königs von Zypern. Nur so lässt sich das Erscheinen auf dem königlichen Siegel von Richard nach seiner Rückkehr nach England mit den leicht erkennbaren Zeichen von Isaac Comnin erklären – einem Stern mit krummen Strahlen und einem Halbmond. Wir sehen diese Symbole rechts und links von Richards Kopf als Zeichen dafür, dass England und Zypern in seiner Macht stehen. (Das ist nur meine Meinung.) Wir sehen dieselben Zeichen auch auf dem Siegel des nächsten Königs von England, des Neffen Richard – Heinrich III. (über seinem Kopf).

              Das Siegel von Richard Löwenherz.                                    Das Siegel von Heinrich III.                                                                                   

    Um ehrlich zu sein, sollte der Graveur, der das Siegel von Richard Löwenherz hergestellt hat, für seine „Kunst“ hängen! Einen Halbmond mit einem Kreuz über dem Kopf des Königs hat er so dargestellt, dass er eher wie Hörner aussieht und die ganze Figur, wie Satan, der auf dem Höllenthron in Flammenzungen sitzt, aussieht. (Wenn man die schwere Natur von Richard kennt, kann man keinen Zweifel daran haben, dass er genau so getan hat.)

    So konnte ich den Ursprung der Flagge (und des gleichen Wappens) von Portsmouth schnell und einfach klären. Die Abenteuer von Richard Löwenherz und Isaac Comnin sowie die Geschichte der Portsmouth-Flagge werden in der historischen Literatur ausführlich beschrieben. Leider kann uns das in unserem Geschäft nicht helfen. Unsere sechste Version war die Verbindung von Konstantinopel (oder Zypern) zu Halle, und die Portsmouth-Flagge sollte uns helfen, dies zu beweisen. Aber es hat nicht geholfen. Ich konnte in den Chroniken von 14. und 15. Jahrhunderten keine Informationen über die Handels- oder politischen Beziehungen von Halle zum Nahen Osten finden, und so etwas kann ich mir damals kaum vorstellen. Obwohl, hier ist eine interessante Tatsache für Sie. 1453 fiel Konstantinopel, und 1457 erschien ein neues Wappen über dem Stadttor von Halle, das dem Wappen von Konstantinopel sehr ähnlich ist! Haben sich die Bewohner von Halle entschieden, so die Erinnerung an die letzte Zitadelle des Christentums im Osten zu bewahren? Es ist unwahrscheinlich: Die Griechen waren die Orthodoxen, und die Hallenser waren die Katholiken, und sie betrachteten den orthodoxen Glauben als Ketzerei.

    Die sechste Version müssen wir auch wegwerfen. Aber dank den erhaltenen in der fünften Version Informationen wissen wir jetzt, dass der Halbmond und der Stern im Mittelalter die Zeichen der Jungfrau Maria waren. Die sechste Version hat bewiesen, dass die Zeichen der Gottesmutter auf dem Wappen einer westeuropäischen Stadt waren (obwohl sie aus dem Osten stammen). Was ist, wenn die Zeichen der Gottesmutter unabhängig vom Nahen Osten auf dem Wappen von Halle erscheinen? Vielleicht war die Verehrung der Jungfrau Maria in Halle so stark, dass sie sich auf das Wappen der Stadt auswirkte? Diese Annahme wird unsere siebte Version sein.

    Die siebte Version. Die Verehrung der Jungfrau.

    Eine in Halle sehr beliebte Legende erzählt, dass im Jahr 735 der fränkische Majorus (so etwas wie der erste Minister und Hauptmarschall) Karl Martell, der eine Armee der Franken befehligte (noch nicht ganz Franzosen), eroberte das Gebiet des heutigen Thüringens und des südlichen Teils von Sachsen-Anhalt zum Christentum. Auf seinen Befehl wurden Kirchen in Merseburg und Magdeburg gegründet. Seinen tapfersten 738 Soldaten schenkte er die zukünftige Umgebung von Halle, wo sich ein slawisches Dorf befand, in Besitz. In diesem Dorf wurde bereits Salzsiedung entwickelt. Das Dorf wurde auf slawisch „Dobrebora“ genannt, was bedeutet: „Eine hochwertige salzige Quelle“.

    Die pensionierten Soldaten bildeten eine religiöse Gesellschaft, die sie „Ritter der Bruderschaft der Jungfrau Maria “ nannten. Sie hatten sogar ihre eigene Flagge. Auf der einen Seite der Flagge war die Jungfrau Maria abgebildet, auf der anderen Seite ein Stück Salz, über dem sich ein offener Helm und ein doppelter Haken befanden. Das Wappen dieser Ritterbruderschaft war ein offener Helm. Vielleicht sind das alles spätere Fiktionen. Aber es ist genau bekannt, dass die Burg Giebichenstein, die heute im Stadtgebiet liegt, wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts zum Schutz das Dobrebora und ihres Salzproduktion errichtet. Die archaeologische Ausgrabungen haben die Anwesenheit der Kirche in Dobrebora selbst im 9. Jh. nicht bestätigt, aber es gab sicherlich eine Kapelle auf dem Territorium der Burg. Die Burg wurde wiederholt umgebaut und die Spuren der ersten Kirche, wenn sie existierte, sind nicht erhalten geblieben. Warum erzähle ich das alles? Stadt Halle wurde von schon bekannten uns Halloren gegründet, die sicherlich aus Dobrebora stammten. Der Sage nach, gab es in Dobrebora seit 735 eine christliche Gemeinde, in der die Jungfrau Maria besonders verehrt wurde (sie ist auch die Heilige Jungfrau, die Gottesmutter, die Königin des Himmels und Unsere Liebe Frau). Dieser Kult der Gottesmutter drückte sich darin aus, dass die Halloren ihre heiligen Zeichen, den Halbmond und die Sterne, auf dem Emblem ihrer Innung darstellten. Dann tauchten diese Zeichen auf dem Wappen des Stadtgerichts und dann auf dem Wappen der Stadt auf.

    Das ist nur eine unserer Versionen. Aber seine Bestätigung kann das Wappen einer kleinen Stadt  Querfurt (etwa 20 km südwestlich von Halle) sein.
                                                                                     

                                                                   Das Wappen der Stadt Querfurt.

    Wir sehen, dass die Verehrung der Jungfrau Maria nicht nur in Halle zum Thema des Wappens der Stadt geworden ist. Die Bewohner von Halle bevorzugten einfach eine vereinfachte Version dieses Wappens, in der das Bild der Heilige Jungfrau durch ihre Symbole, einen Halbmond und Sterne, ersetzt wurde. Das ist verständlich: Für das Bild der Gottesmutter sind Künstler oder Bildhauer notwendig. Es gab nur wenige von ihnen und ihre Dienstleistungen kosteten sehr teuer. Die Fahnen mit dem Wappen der Innung der Halloren wurden in großer Zahl auf Stadtmessen und anderen Feiertagen benötigt. Die Heilige Jungfrau ungeschickt und karikiert darzustellen drohte mit den Schwierigkeiten seitens der Vertreter der Kirche (bis zum Lagerfeuer der Inquisition). Aber sogar ein Kind kann einen Halbmond und einen Stern darstellen.

    Aber wenn es so ist und die Bewohner von Halle die Jungfrau Maria und ihre Heiligen symbole sehr geehrt haben, warum gibt es dann in keiner der Kirchen in Halle ein Bild der Jungfrau Maria mit einem Halbmond oder einem Stern? Doch gibt es! Es ist aber nicht einfach, ihn zu sehen: Es wird fast das ganze Jahr vor den Mitgliedern der Gemeinde versteckt!

    Auf dem Hauptplatz von Halle – „Markt“ befindet sich die Kirche „Unser Lieben Frauen“.

                                                         Die Kirche Unser Lieben Frauen in Halle.

                                                                                          
    Diese Kirche ist evangelisch. Die Protestanten behandeln alle katholischen Heiligen mit der Jungfrau Maria an der Spitze sehr kühl. Daher werden Sie in den neu erbauten evangelischen Kirchen keine Statuen und Gemälde sehen, die christliche Heilige darstellen. Eine andere Sache sind die alten katholischen Tempel, die unter die Zuständigkeit der Evangelisten gegangen sind. In diesen Tempeln wurde die katholische Dekoration erhalten. Die Kirche der Gottesmutter in Halle ist im Allgemeinen einzigartig. Es hat nicht zwei Glockentürme, wie die meisten katholischen Kirchen, sondern vier! Der Grund dafür ist, dass es früher zwei getrennte Kirchen gab. Eine davon ist die St.-Gertrud-Kirche, die an die Seite von Martin Luther ging, während die neben stehende Kirche Unser Lieben Frauen eine Hochburg des Katholizismus in Halle war. 1529 befahl der Herrscher der Region Magdeburg, Kardinal Albrecht von Brandenburg (Martin Luthers schlimmster Feind) beide Kirchen zu einer katholischen Kirche der Allerheiligsten Jungfrau zu vereinen. Dies sollte den Sieg des Katholizismus über die Ketzer – Lutheraner symbolisieren. Der Bau wurde 1554 beendet, aber das neue, majestätische Gebäude mit vier Türmen symbolisierte bereits den Sieg des Luthertums.   

    Die Kirchen der Heiligen Gertrude (links) und Unser Lieben Frauen im Jahr 1500 (aus der Gravur 1817).

    Der Altar der Kirche wurde nach den Skizzen von Lucas Cranach der Ältere (kardinal Albrechts bester Freund) geschaffen. Der Altar besteht aus vier rotierenden und zwei festen Flügeln, darum sie verschiedene Handlungskompositionen bilden können. Gewöhnlich, wenn wir die Kirche besuchen, sehen wir eine der drei Kompositionen des Altars, die uns die vier Heiligen darstellen. Dabei verdecken zwei zentrale Flügel das Hauptbild des Altars. Nur an wenigen Tagen im Jahr: Zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten öffnen sich die zentralen Flügel und das Geheimnis des Altars erscheint den Blicken der Mitglieder: Das Bild der Gottesmutter, die auf einem Halbmond sitzt! Sie wird als Königin des Himmels mit einer goldenen Krone dargestellt, umgeben von Engeln. Der Mann in der unteren linken Ecke ist Lucas Cranachs Freund und Martin Luthers erbitterter Feind, Kardinal Albrecht von Brandenburg, der die Vereinigung beider Kirchen befahl (und wahrscheinlich der Auftraggeber des Altars für die zukünftige Kirche war).

                                                                                          

                                                     Der Altar der Kirche Unser Lieben Frauen in Halle.

                                    

    Der zentrale Teil des Altars der Kirche Unser Lieben Frauen in Halle.

    Obwohl die Anbetung Unserer Lieben Frauen den Traditionen des Luthertums widerspricht, ist dieses Bild während der drei wichtigsten kirchlichen Feiertage als geheime heilige Offenbarung für Gemeindemitglieder geöffnet. Dies zeigt, dass der Kult der Verehrung der Jungfrau Maria lebt immer noch in den Herzen der Bewohner von Halle.                                                                                   

    Das wissen wir jetzt:
    – der Kult der Jungfrau Maria hat in Halle eine mehr als tausendjährige Geschichte;
    – der Halbmond und die Sterne waren im Mittelalter eng mit dem Bild der Jungfrau Maria verbunden;
    – Die Jungfrau Maria mit dem Halbmond und den Sternen ist auf dem Wappen einer Nachbarstadt abgebildet.

    Können wir aufgrund dieser Tatsachen behaupten, dass auf dem Wappen von Halle die Symbole der Heilige Jungfrau dargestellt sind? Diese Version sieht überzeugender aus, als alle vorherigen, aber wir müssen diese Angelegenheit noch genauer verstehen. Wir wissen von der wahren Verehrung der Gottesmutter in der Umgebung von Halle, noch bevor die Stadt gegründet wurde (wenn die Sage nicht lügt). Wir wissen, dass diese Tradition auch in unsere Tage gekommen ist. Aber war der Kult der Heilige Jungfrau wirklich die Ursache für die Entstehung des Halbmonds mit der Sternen auf den Wappen des Bergtgerichts und des Talgerichts? Wenn dies wahr ist, sollte die erste Kirche in der Stadt der Jungfrau Maria geweiht werden. Zu meinem tiefen Bedauern ist das nicht richtig. Die ersten Halloren errichteten direkt am Hallmarkt, wo sie arbeiteten, die Kirche St. Gertrud!  Die Chroniken des Klosters Neuwerk bestätigen ihre Existenz bereits im Jahr 1116. (Natürlich war es am Anfang eine kleine Kapelle, nicht das majestätische Gebäude, das wir heute sehen.) Dass die St.-Gertrud-Kirche die erste Kirche in Halle war, hat eine Erklärung: Im Jahr 1116 in der Nähe von Halle wurde das Augustinerkloster „Neuwerk“ gegründet. Die Tochter des fränkischen Königs Pippin der Ältere, Gertrud (626-659), war die Oberin des weiblichen Augustinerklosters. Dass die erste hallesche Kirche nicht der Jungfrau Maria eingeweiht wurde, kann man den Augustinerbrüdern vorwerfen. Aber auch die zweite Hallorenkirche, die sie 1130 in ihrer Siedlung neben dem Hallmarkt errichteten, war nicht die Kirche der Heilige Jungfrau! Es war die Kirche von St. Mauritius – Moritzkirche. Sie steht auch heute noch an derselben Stelle. (Dieserselbe Mauritius war ein christlicher Märtyrer. Er erfreute sich großer Beliebtheit im Erzbistum Magdeburg und war sein Schutzpatron.) Und erst im Jahr 1144 bauten schließlich einfache Handwerker und Kaufleute die Kirche der Gottesmutter auf dem Marktplatz auf. Aber sie waren keine Salzsieder und deshalb keine Nachkommen der Mitglieder der Gesellschaft „Ritter der Bruderschaft der Jungfrau Maria“ aus Dobrebora. Und diese Kirche war kleiner als die beiden vorherigen. Wir sehen keine Anzeichen für eine besondere, erhöhte Liebe der Halloren zur Heilige Jungfrau in jener Zeit. Warum sind dann ihre heiligen Zeichen auf dem Wappen ihrer Innung? Ja, im späten Mittelalter, gewann der Kult der Gottesmutter in Halle große Kraft, auch bei den Salzsieder. Der Grund dafür war das Erscheinen des Ordens „Diener der Jungfrau Maria“ im Stadtzentrum im Jahre 1339 (sie wurden auch „Bettler oder barfüßige Mönche“ genannt, da sie im Sommer und Winter barfuß gingen und nur durch Spenden lebten). Ihre Klosterkirche St. Marien kennen die Hallenser gut: Heute beherbergt sie den Konzertsaal „Ulrichtskirche“. Sehr bald hat dieser Orden die Mönchsorden der Augustiner und Franziskaner, die früher das religiöse Leben der Stadt leiteten, in den Hintergrund gedrängt. Diese Autorität des Ordens der Jungfrau Maria könnte durchaus dazu führen, dass die Wappen des Talgerichts der Halloren und des Berggerichts der Hallenser mit den Zeichen der Allerheiligsten Jungfrau erscheinen. Hier ist aber ein Problem: Dieser Orden erschien in Halle erst 1339, und das Wappen des Talgerichts existierten bereits mindestens 12 Jahre früher, was die Siegel auf dem Dokument 1327 bestätigen. Leider können uns barfüßige Mönche auch nicht helfen.

    Ehrlich gesagt, glaube ich nicht an die Sage, nach der die Krieger von Karl Martell gegründeten im Jahr 735 in Dobrebora das Gesellschaft „Ritter der Bruderschaft der Jungfrau Maria“. Ich habe die Lebensgeschichte dieses Feldherrn sorgfältig gelesen und keine Erwähnung über ein Kriegszug gegen die Sachsen und die Slawen auf dem Gebiet der zukunftige Halle gefunden. So weit nach Osten ist er noch nie gekommen. Und von 733 bis 737 war er in der Regel mit ständigen Wanderungen nach zukunftige Südfrankreich beschäftigt.
    Ein Gebiet namens Anhalt, auf dem sich Halle befindet, wurde von seinem Enkel Karl der Große im Jahr 806 erobert und christianisiert. Vielleicht sind Großvater und Enkel in der Sage verwechselt?

    Es gibt noch etwas, das die Sage von den Rittern der Bruderschaft der Jungfrau Maria aus Dobrebora bestätigt. Der Sage nach hatte diese Bruderschaft eine Flagge mit einem „Doppelhaken“. Ein solcher Haken wurde von Salzsieder als „Pfannhaken“ bezeichnet und für verschiedene Zwecke verwendet. Es kann oft auf den Wappen von Salzsieder aus verschiedenen Orten gesehen werden. Am Ende des 16. Jh. änderten die Halloren das Wappen ihres Gerichts, weil es vom Wappen der Stadt nicht zu unterscheiden war. Auf dem neuen Wappen der Halloren sehen wir zwei gekreuzte Haken! Ist das wirklich zum Gedenken an die Fahne der Ritter der Bruderschaft der Jungfrau Maria getan? Das bezweifle ich sehr! Wahrscheinlich haben diejenigen, die die Sage ausgedacht haben, diesen Haken einfach vom neuen Halloraner-Wappen auf die von ihnen erfundene Flagge der Bruderschaft der Jungfrau Maria übertragen.

    Das Wappen des Talgerichts im 16. Jahrhundert.


    Mit der Version über die tiefe Verehrung der Jungfrau Maria bei den Halloren seit 735 ist es Zeit, sich zu trennen. Aber möglich war alles umgekehrt und die Piet der Heilige Jungfrau wurde von den Bürgern an die Halloren weitergegeben? Im Jahr 1424 änderte der Stadtrat von Halle sein Siegel, das zuvor drei Türme mit Stadttoren abgebildet hatte (Seite 3). Stattdessen erschien die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Siegel! Neben ihr sind drei Wappen von Talgericht! Ist das nicht ein Beweis für die Richtigkeit unserer siebten Version?

      .         Ein Abdruck der neuen Siegel des Stadtrates Halle. 1424.

                                                                                            
    Leider – nein! Dieses Siegels erschien als Ergebnis der Tätigkeit des Barfuß-Ordens „Diener der Jungfrau Maria“. Die Siegeln des Talgerichts und des Bergrichts existierten noch vor dem Erscheinen dieses Ordens in Halle. Vielleicht liegt der Grund für das Erscheinen der Symbole der Jungfrau Maria auf den Siegeln beider halleschen Gerichten, nicht in der tiefen Religiosität der Hallenser, sondern in etwas anderem? Zum Beispiel im Geschäft und das politische Leben der Stadt? Halle gehörte zum kaiserlichen Gebiet, das das  Erzbistum Magdeburg hieß. Der Herrscher dieses Territoriums war natürlich ein Erzbischof.  Sein Residenz befand sich in der Hauptstadt – Magdeburg. In Halle sollte sein Bevollmächtigter sein. Wer war das? Nicht schwer zu erraten: Die Hauptkirche der Stadt: Marienkirche Unser Lieben Frauen! Dann bedeuten die Zeichen der Jungfrau Maria auf dem Wappen von Halle einfach, die Stadt dem Erzbischof zu unterwerfen? Diese Annahme wird unsere achte und, ich hoffe, die letzte Version sein.


    Die achte Version. Unterordnung der Stadt zum Erzbischof von Magdeburg.

    Wie meisten mittelalterlichen europäischen Städten, hatte Halle mehrere Stadtverwaltungen. In der Regel waren das ein Stadtrat und ein Stadtgericht. Aber Halle hatte ihre eigene Besonderheit: Wie Sie, meine wenigen verbliebenen Leser, sich noch erinnern können, bestand die alte Halle aus zwei Teilen: «Tälern» und «Bergen». Im Tal lebten und arbeiteten die Salzsieder – Halloren, auf dem Berg alle anderen erblichen Bewohner der Stadt , die sich damals, wie auch heute, „Hallenser“ nannten. Die Halloren hielten sich für die »Patrizier“, die Gründer der Stadt, und behandelten die „Plebejer“ – Hallenser daher arrogant und vernachlässigt, und beide Schichten der Bürger verachteten die unterste Kategorie der Einwohner, die anderswo geboren wurden und dann nach Halle zogen. Diese Leute haben von Halloren den Spitznamen „Hallunken“ bekommen (vom altdeutschen „Halunke“). Die Halloren hatten ihr eigenes gewähltes Verwaltungsorgan im Pfahl von 12 Personen, das „Talgericht“. Der vom Erzbischof ernannte Beamte „Salzgraf“ leitete dieses Gericht. (Der Begriff „Graf“ bedeutete zunächst keinen adligen Titel, sondern einen Verwaltungsbeamten, den der lokale Herrscher ernannte. Aber diese Stelle war erblich, und dieses Wort wurde schließlich zu einem Erbtitel, der keinen Pflichtdienst erforderte.)

                                                      

    Der Schultheis. Ein Gravur aus dem 16. Jahrhundert.

                                                                                           
    Neben diesen Gerichten gab es in Halle zwei weitere Gerichte: das „Burggrafengericht“ (Rittergericht) für Feudalherren und Bauern (sein Vorsitzender lebte in Magdeburg) und das Kirchengericht für Priester. Das Stadtgericht Halle gehörte bis 1270 dem Burggrafen von Magdeburg als Privateigentum. Alle diese Gerichte beschäftigten sich nur mit Rechtsfragen: Gerichtsverfahren usw. Alles, was die Stadtverwaltung betraf, lag in der Zuständigkeit des Stadtrats. Dieser Rat wurde von angesehenen Bürgern gewählt, er umfasste Halloren, Kaufleute und die Leiter der Handwerksinnungen. Als die Stadt noch klein war und hatte keine Kraft sich der zentralen Autorität zu widersetzen, unterstellte der Stadtrat dem Erzbischof und seinen Vertretern alles. Aber als Halle stärker wurde, bemühte sich der Stadtrat zunehmend um die Macht und leitete ab 1258 die Verwaltung der Stadt. Seit dieser Zeit begann der Kampf zwischen dem Stadtrat und dem Erzbischof von Magdeburg um die Unabhängigkeit von Halle.

    Und jetzt kehren wir zu unserem Hauptthema zurück. Die ersten Wappen aus Halle, auf denen wir einen Halbmond und Sterne sahen, waren Wappen auf den Siegeln des Stadtgerichts – Berggerichts und des Gerichts der Halloren – Talgerichts.

                                                   .

                                                    Die Siegel des Berggerichts (links) und des Talgerichts.


    Beide Gerichte wurden von Beamten geleitet, die vom Erzbischof ernannt wurden. Vertreter der Erzbischof in Halle war die Marienirche. So steht es in den Chroniken Halle. (Die größte Stadtkirche, die Domkirche, befand sich auf dem Territorium Dominikanerkloster. Die zweitgrößte Kirche, die St. Gertrud, gehörte zu einem separaten Teil der Stadt – der Hallorensiedlung. Nur die Kirche St. Marie befand sich auf dem Hauptplatz der Stadt und galt als ein städtischer Tempel.) Wir wissen, dass die Symbole der Jungfrau Marie waren der Halbmond und die Sterne. Auf dieser Grundlage können wir davon ausgehen, dass ihre Darstellung auf den Wappen der genannten Gerichte eine symbolische Anerkennung der Autorität des Erzbischofs über beide Gerichte darstellte und daher, über beiden Teilen der halleschen Gesellschaft: den Halloren und den übrigen Bürgern. Sie können sogar versuchen, die Bedeutung von Bildern auf Wappen zu erklären. Auf dem Wappen des Berggerichts steht der Helm als Symbol seines Richters – Schultheiß, und der Halbmond mit dem Stern – die Macht der Kirche St. Marie und entsprechend des Erzbischofs über ihn.

    Eine ähnliche Bedeutung hat das Bild auf dem Wappen des Talgerichts, aber hier ist sein Richter – Salzgraf als den unteren Stern dargestellt. Diese Erklärung der Bilder auf beiden Wappen sieht zwar primitiv, aber durchaus überzeugend aus. Wenn die heiligen Zeichen der Gottesmutter auch auf dem Siegel der Kirche Unser Lieben Frauen vorhanden sind, dann ist unsere Annahme vollkommen richtig.  Also müssen wir es die Abbildung des Siegels der hallesche Marienkirche aus den 12. – 14.  Jahrhunderten  finden. Hier wartet die Enttäuschung auf uns: Nirgendwo konnte ich nicht nur die Bilder, sondern auch sogar eine Erwähnung dieses Siegels zu finden! Möglich, existierte es nicht?  Es sollte sein! Jede Kirche hatte ihr eigenes Siegel, um alle Arten von finanziellen und sonstigen Dokumenten ausweisen zu können: Taufen, Hochzeiten usw. Die Siegel anderer mittelalterlicher deutscher Kirchen konnte ich entdecken. Zum Beispiel das Siegel des Klosters“Neuwerk“ der Augustinerbrüder (Seite 9). Aber das Siegel der halleschen Marienkirche, das wir gerade brauchen, gibt es nicht! Wir können uns nur vorstellen, wie sie aussah. Am Beispiel das Siegel der Marienkirche vom Augustinerkloster in Klosterneuburg (Österreich).

                                      Das Siegel der Kirche der Jungfrau Maria. Kloster Klosterneuburg.

    Auf diesem Siegel sehen wir sogar zwei Sterne und zwei Halbmonde. Aber auf dem Siegel des Klosters Neuwerk ist nur ein Satz. Hat die Anzahl der Halbmonde- und der Sterne auf Wappen und Siegeln den Status ihrer Besitzer angegeben? Auf diese Frage habe ich keine Antwort. Ich denke, das ist unwahrscheinlich. Ich denke, basierte der Graveur des Siegels vom Klosterneuburg auf den Symmetrie der Komposition. Das Wichtigste für uns ist, dass es die Sterne und die Halbmonde auf diesem Siegel gibt, was bedeutet, dass sie auch auf dem Siegel der halleschen Marienkirche sein könnten. Daher können wir die Erklärung der Bilder auf den Wappen des Tal- und des Stadtgerichts als Symbol der Unterordnung dieser Institutionen an den Magdeburger Erzbischof als praktisch erwiesen betrachten.

    Wir werden davon ausgehen, dass wir diese Frage gelöst haben. Diejenigen, die mit all meinen Gedanken schon satt sind, können das Lesen mit gutem Gewissen beenden.
    Für diejenigen, die noch ein wenig Neugier haben, schlage ich vor, unsere Forschung fortzusetzen. Auf eine Frage haben wir noch nicht beantwortet: Warum wurde das Wappen der Halloren als Wappen der Stadt gewählt? Ja, natürlich waren die Halloren angesehene Bürger, sie gründeten die Stadt und ihre Aktivitäten spielten eine wichtige Rolle in der städtischen Wirtschaft. Aber die Verwendung des Wappens einer der Handwerksbetriebe als das Stadtwappen ist für die mittelalterlichen deutschen Ländern nicht typisch. Ich habe viele alte Wappen von deutschen Städten und Stadträten durchgesehen, um Wappen zu finden, die den hallischen Wappen ähneln. Und mir ist aufgefallen, dass die Wappen der Stadt in der Regel auf der Grundlage der bereits existierenden Wappen der Stadträte erstellt wurden. Alle mittelalterlichen deutschen Städte kämpften um ihre Unabhängigkeit von den regionalen Herrschern. Die Städte, denen es gelang die Unabhängigkeit zu erreichen, wurden als “ Reichsstädte “ oder „Freien Städte “ bezeichnet. Die Reichsstädte unterstanden keinem Reichsfürsten, sondern direkt dem Kaiser. Die Freien Städte hatten zwar noch einen Bischof als nominellen Landesherrn, und zahlten ihm die Steuern, besaßen aber Selbstverwaltungsrechte. Sowohl Reichsstädte, als auch Freien Städte wurden nur von Stadtrat verwaltet. Wenn der Herrscher (Fürst oder Herzog) selbst in der Stadt lebte, dann wurde sein Wappen zum Wappen der Stadt. Ich habe auch darauf  hingewiesen, dass auf den Siegeln der Stadträte und dementsprechend auf den Wappen der Freien Städte häufig die Bilder von Türmen und Stadttoren zu finden sind. Hier sind zum Beispiel mehrere Wappen berühmter Städte, deren Siegel Türme und Tore aufweisen, wie auf dem Siegel des Stadtrat von Halle (Seite 3). Auf allen Abbildungen, links – das Siegel des Stadtrats, rechts – das Wappen der Stadt. 
                                                                                         

                                     Magdeburg                                                                                  Aschersleben

                                        Hamburg                                                                                 Quedlinburg

    Nach offizielle Geschichte der Stadt Hamburg, symbolisiert die zentrale Türme auf dem Wappen von Hamburg die mittelalterlichen Mariendom. Die beiden sogenannten Mariensterne auf den Außentürmen, sind so zu Ehren der Heiligen Maria, der Schutzpatronin der Stadt im Mittelalter, genannt. Dieser Text bestätigt meine Erklärung der Bedeutung der sechszackigen Sternen auf den mittelalterlichen Wappen.
    Das Wappen am Stadttor auf den einigen Wappen bedeutet, dass die Freie Stadt von einem Landherr erobert wurde.
    Erinnern wir uns jetzt daran, wie das Tor auf dem Siegel des Stadtrats Halle aussieht.

                                                              Das Siegel des Stadtrats Halle. 1327.


    Das Stadttor sieht übertrieben klein aus. Aber die Stadtmauer und die Türme im Gegenteil sind beeindruckend. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf unerwünschte Gäste, auch sogar auf den Erzbischof: wir freuen uns nicht über euch! (Vergleichen Sie es mit den großen und einladend geöffneten Toren von Magdeburg.) Aber dann, im Jahre 1424, änderte sich das Bild auf dem Siegel des Stadtrats. Jetzt erschien darauf die Gottesmutter, vielleicht als Anerkennung der Macht des Erzbischofs. Bald erschien auch das Wappen von Halle, wieder mit Zeichen der Unterordnung zum Herrscher. Offensichtlich gab es zwischen 1327 und 1424 in Halle einige Ereignisse, die das Machtverhältnis des Stadtrats und des Magdeburger Erzbischofs zugunsten des letzteren veränderten. Was ist dann passiert, lassen wir uns im 1. Band der Sammlung „Die Geschichte der Stadt Halle“ (2006) nachschauen. Es stellt sich heraus, dass Halle die Freie Stadt war und dem Magdeburger Erzbischof die Steuern zahlen musste. Der Kampf um die Unabhängigkeit der Stadt von Erzbischof wurde vom Stadtrat ständig und mit unterschiedlichem Erfolg geführt. Die Stadt wollte die Höhe der gezahlten Steuern senken, der Erzbischof forderte seinerseits eine Erhöhung.
    1310 zwang der Stadtrat den damaligen Magdeburger Erzbischof Burkhard dazu, sich schriftlich bei der Stadt zu entschuldigen und einige Zugeständnisse zu machen. Bald erneuerte Burkhard die Versuche, die Freiheit der halleschen Bürger einzuschränken. Dann schloss Halle ein Bündnis gegen ihn mit dem Stadtrat der Hauptstadt und der Residenz des Erzbischofs – Magdeburg (dessen Bürger im Kampf um ihre Rechte noch radikaler als die Bürger von Halle waren). Im Jahr 1325 nahmen die Magdeburger, die mit Burkhard sehr unzufrieden waren, ihn gepackt, in den Keller des Rathauses geschleppt und mit Stöcken zu Tode geschlachtet. Obwohl vorwarf der Papst Halle der Mitschuld an grausamem Mord und der Stadt einen Fluch auferlegte, erhob der Stadtrat noch mehr Mut. Die folgenden Erzbischöfe verhielten sich nicht mehr sehr aggressiv, und der Stadtrat erweiterte seine Rechte zunehmend. Dies dauerte bis 1412, als ein Ereignis stattfand, das den Verlauf der Geschichte von Halle veränderte und zum völligen Verlust der Unabhängigkeit der Stadt führte. Es geschah Folgendes: Innerhalb eines Jahrhunderts wählten die Halloren den Salzgrafen selbst und stellten ihn dann dem Erzbischof zur Genehmigung vor. Es war eigentlich nur eine Formalität. Aber Erzbischof Güntner (für ein gutes Bestechungsgeld, ohne Zweifel) hat den Salzgrafen eines gewissen Hans von Hedersleben selbst zum Salzgrafen ernannt. Die Halloren (die im Stadtrat herrschten) empörten sich, beschuldigten den neuen Salzgrafen der Fälschung (das schwerste Verbrechen) und verbrannten lebendig auf dem Platz.

                                         Die Hinrichtung von Hans von Hedersleben. Moderne Illustration.

                                                                                       
    Güntner war nicht wie seine friedlichen Vorgänger. Die Tat des Stadtrats empfandest er als eine Ohrfeige. Er sammelte sofort eine Armee und zog sie nach Halle. Er hatte sich schon vorgestellt, wie er mit den widerspenstigen Halloren umgehen würde.. Naiv Güntner! Halle, von einem doppelten Ring von Stadtmauern umgeben, die die ausgebildeten Halloren-Kämpfer schützten,  war eine uneinnehmbare Festung. Güntners Armee sollte weggegangen. Dann aber kamen ihm die umliegenden Ritter und Grafen zu Hilfe: Die Stärkung der Unabhängigkeit Halle hat ihre Interessen beeinträchtigt. Sie versuchten nicht, die Stadt zu erobern. Sie haben damit angefangen, auf den Straßen zu randalieren und die Handelsverbindungen von Halle zu stören. Es war schlimmer als der Sturm der Stadtbefestigungen! Die Stadt hat Zugeständnisse gemacht. Nach der Entscheidung des Schiedsgerichts musste Halle eine Geldstrafe in Höhe von 13.000 Gulden (beträchtlicher Betrag) zahlen. Aber die Halloren waren mit den kleinen (relativ) Auszahlungen zufrieden. Es kam zu einer kurzen Zeit des Waffenstillstands. Ich denke, gerade zu diesem Zeitpunkt wurde das Siegel des Stadtrats geändert. Statt mächtiger Stadtbefestigungen, die die höchste Autorität herausfordern, erschien auf ihr ein friedliches Bild der Gottesmutter. Es war ein Kompromiss: Das neue Siegel schien auf die Autorität des Erzbischofs und seines Vertreters in Halle – der Marienkirche hinzuweisen, konnte aber auch einfach als Reflexion des zu dieser Zeit in Halle festgesetzten Marienkults angesehen werden. Das Siegel könnte jedoch später erscheinen – im Jahr 1424, als es zum ersten Mal erwähnt wird. In diesem Jahr hat sich die Beziehung zwischen Stadt und Erzbischof wieder aufgeheizt: Günther warf den Halloren vor, ihm während seiner Regierungszeit Steuern in Höhe von 36.000 Gulden nicht zu zahlen und verlangte dieses Geld. Als Antwort schickte der Stadtrat  ihn in die Pampa. Günther hat sich nicht für einen neuen Sturm entschieden, sondern wandte sich auf der Suche nach der Wahrheit an den König von Deutschland, Sigismund (damals stellvertretender Kaiser). Der König hat versprochen, eine faire Entscheidung zu treffen. Der Stadtrat  erklärte, dass er dem Willen des Königs gehorchen wird. (Es war besser, nicht mit diesem König zu streiten: Sigismund zog es vor, alle Konflikte militärisch zu lösen. Er befahl Jan Hus zu verbrennen und „hussitische Kriege“ zu entfesseln. Gegen den König kämpfen wäre viel gefährlicher als gegen den Erzbischof.). Vielleicht wurde das Siegel des Stadtrats gerade dann geändert, damit die Bürger von Halle in den königlichen Augen friedlich und fromm aussaht. Das neue Siegel wurde nicht als städtisches Wappen angenommen und blieb (in etwas veränderter Form) durch das Siegel des Stadtrats von Halle bis ins 20. Jahrhundert erhalten. Die drei Wappen der Halloren auf den Siegeln symbolisierten, möglicherweise, die Unterordnung des Erzbischofs beider Gerichte und des Stadtrats. Die Dreieinigkeit der Macht ist wie die Dreieinigkeit des Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

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                                                                    Die Siegel des Stadtrats Halle

                                                                      1. 1235;   2. 1424;  3. 1817.

                                                                                       
    Kehren wir aber zu unserer Forschung zurück . Ohne auf königliches Urteil zu warten, griff Günther auf Guerilla-Kriegsmethoden zurück: Mit seiner Zustimmung begannen die umliegenden Ritter – Feudalherren wieder, die aus der Stadt kommenden Einkaufswagen zu plündern. Dies reduzierte den Warenverkehr und verursachte der Stadt schwere Verluste. (Später rächten sich die Bürger an allen umliegenden Rittern, indem sie abwechselnd alle ihre Burgen zerstörten.) Schließlich wurde das Urteil gefällt: Die Stadt wurde angewiesen, 18.000 Gulden innerhalb von 9 Jahren an den Erzbischof zu zahlen, und dann sind es noch 9.000. Da passierte etwas, was nicht passieren konnte! Wenn Sie, meine noch verbliebenen Leser, aufmerksam wurden, traten die langen und für die Stadt verheerenden Kriege gegen den Herrscher auf die eine oder andere Weise durch die arroganten und unerbittlichen Halloren auf. Die Hallenser, die die Strafen auf Augenhöhe mit den Halloren bezahlten, litten einfach für das Unternehmen. Dies hat, ganz natürlich, ihre Unzufriedenheit verursacht. Nach Meinung der Hallenser wurde der unerbittliche Kampf der Halloren um die Unabhängigkeit der Stadt durch den Wunsch der letzteren nach eigener Bereicherung erklärt, und die anderen Bürger waren ihnen egal! Damit Sie die Beziehung dieser beiden halleschen Bevölkerungsgruppen besser verstehen können, muss ich Ihnen erzählen, wer eigentlich diese Halloren  waren.

    Wie ich schrieb bereits, waren die Halloren Nachkommen der ersten Salzsieder, die Halle gründeten und Salz unter dem Berg auf dem Hallmarkt kochten. Aber die Gesellschaft der Halloren war heterogen. In der Salzgewinnung waren beschäftigt die Nebenarbeiter – „Borknechte“, die das Wasser vorverdampft und die Sole zubereitet haben, sowie die Verkäufer von Fertigprodukten, die „Lederer“ hießen. Die ersten trugen gewöhnliche Arbeitskleidung. Die zweiten waren sehr gut gekleidet. Und nur die Vertreter der dritten Gruppe von Salzsieder, die sich selbst „Bratpfannen“ nannten und direkt mit dem Verdampfen des Salz auf den Pfannen beschäftigt waren, hatten geräucherten und verbrannten Verkleidung. Sie sahen, wie die Bettler aus. (Erinnern Sie sich daran, was der Bischof aus der zweiten Version sagte.) Aber gerade sie sich stolz Halloren nannten und eine Elite von Salzsieder bildeten. Gerade diese Leute schufen eine geschlossene Kaste von „Bratpfannen“, in die niemand von seiten aufgenommen wurde. Die gegenseitige Unterstützung und das „weiße Gold“ – Salz – ermöglichten es den „Bratpfannen“, eine höhere Position in der halleschen Gesellschaft einzunehmen. Auf ihnen auch lag eine ehrenvolle Pflicht, die Stadt vor Feinden zu schützen. Deshalb, so viel Zeit wie ihre Arbeit brauchte, wurden die Halloren militärisch ausgebildet. Im Wesentlichen waren es militärische Siedler. Sie verteidigten die Stadtmauern so geschickt und selbstlos, dass Halle trotz wiederholter Belagerungen, im Laufe von sechs  Jahrhunderten, von der Gründung der Stadt bis zu einer dunklen Nacht, in der die Tore der Stadt verräterisch für Feinde geöffnet waren, nie erobert wurde. Der französische König Ludwig XIV. sagte: „Der Staat bin ich!“. „Die Stadt ist wir!“ – könnten die Halloren sagen, und sie hätten Recht! Die Halloren sahen genauso ungewöhnlich aus, wie die Lebensweise, die sie führten. Sie waren große, etwas dunkelhäutige, dunkelhaarige Menschen mit ungewöhnlich hellen blauen Augen. Vielleicht waren sie Nachkommen einer verschwundenen Rasse (möglich Sarmaten), die während der Großen Völkerwanderung nach Deutschland kam. Die Einstellung der anderen Bürger zu ihnen war doppelt: Natürlich wussten alle, dass das Wohlergehen der Stadt am Verkauf von Salz festgehalten wurde. Das Salz zog zahlreiche Händler nach Halle, die gleichzeitig die Erzeugnisse städtischer Handwerker erwarben. Als unbesiegbare Verteidiger der Stadt haben die Halloren sicherlich den Respekt ihrer Mitbürger hervorgerufen. Aber andererseits, war das Salz für Halle einfach eine Katastrophe! Stellen Sie sich hundert schmutzige Hütten vor, die direkt in der Innenstadt nebeneinander standen. Tag und Nacht kam ein beißender Rauch aus jeder Hütte. Es ist gut, wenn es im Winter war, als die Fenster in den Häusern der Bürger geschlossen waren und sie die Öfen selbst erhitzten. Aber dieser Rauch stieg auch im Sommer auf. Der Wind weht in Halle immer aus dem Westen, seitens des Hallmarktes, deshalb ging der Rauch die ganze Zeit auf die Stadt, und die Bewohnern hatten keine Möglichkeit die Fenster im Sommer zu öffnen. Das ist aber noch nicht alles: Um das Salz zu reinigen, verwendeten die Halloren Rinderblut, das vom Schlachthof durch die Stadt transportiert wurde. Die Halloren hielten dieses Blut in offenen Rinden neben ihren Hütten. Das passirte mitten in der Stadt! Der übelriechende Geruch vom verrottenden Blut hat die ganze Stadt durchdrungen. Ja, natürlich, duftete jede westeuropäische mittelalterliche Stadt mit ihren offenen Abwassergräben keineswegs, aber es gab einen besonderen „Duft“ in Halle.

                                                                                             

                                                                   Hallmarkt in 17. Jahrhundert.

    Daswar aber nicht der Hauptgrund für die Abneigung der Hallenser gegen die Halloren. Ich habe den Hauptgrund bereits erwähnt: Es war die verächtlich- bevormundende Haltung der Halloren gegenüber ihren Mitbürgern. Die Hallenser hatten zu der Zeit der beschriebenen Ereignisse die Zahl der Halloren schon lange übertroffen, aber aufgrund ihres Reichtums und ihres traditionellen Respekts in der Stadtgesellschaft  hatten die Hallorener ständig eine Mehrheit im Stadtrat und führten die Stadtpolitik durch. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Überheblichkeit zeigten sich nicht nur in Bezug auf die untergeordneten Mitbürger, sondern auch in Bezug auf die übergeordnete Führung. Dies war der Grund für den ständigen Konflikt des Stadtrats mit dem Erzbischof und  die traurigen Folgen dieses Konflikts, den Halle seit über drei hundert Jahren erlebt hat. Die Folgen des Krieges mit Günther, die die Geldbörsen der Hallenser schmerzlich trafen, aber die kriegerischen Halloren nicht störten, führten zur Spaltung der Einwohner von Halle in zwei verfeindete Lager – die Hallenser und die Halloren. Entsprechend kam es auch im bis dahin einstimmigen Stadtrat zu einer Spaltung. Die Hallenser versuchten, eine Mehrheit ihrer Vertreter im Stadtrat zu erreichen. Es scheint, dass es hier schwierig ist: der Vorstand wurde wiedergewählt und das war’s! Aber der Einfluss der Halloren wurde nicht nur durch beträchtliche Mengen an Bestechung unterstützt, und auch, weil sie eine geschlossene und ausgebildete Armee darstellten. Außerdem enthielten die Halloren eine Gruppe von Landsknecht-Söldnern, die die Stadt nicht nur vor einem äußeren Feind schützten, sondern auch die Hallorengegner innerhalb der Stadt einschüchterten. Wenn sich die Debatte im Stadtrat  zu einem Nahkampf entwickelte, kamen bewaffnete Halloren zu Hilfe, um ihren Abgeordneten zu helfen. Sie sind mühelos die Menge der Bürger, die das Rathaus verteidigten und die Hallenser Abgeordneten zur Flucht gezwungen. Es war noch gut, dass sich neben dem Rathaus ein Kloster der barfüßigen Diener der Jungfrau Maria befand, wo sich die unglükliche Hallenser vor wütenden Halloren verstecken konnten. Aber trotz der sich ständig verschärfenden innerstädtischen Situation kam es in der Mitte der 1400-er Jahre zu einer vorübergehenden Ruhe in Halle. Zu dieser Zeit passierte in der Stadt nichts Wesentliches…

    Nichts Wesentliches, außer das Aussehen des Wappens der Stadt zu berücksichtigen!

    Suchen Sie nicht in den halleschen Chroniken die Antwort auf der Frage: Wann genau wurde das hallesche Wappen genehmigt und was es bedeutet? Alle Aufzeichnungen, die die Erstellung des Wappens dokumentierten, waren verloren oder  zerstört. Es ist schwer vorstellbar, dass es überhaupt keine gab. Das einzige, was wir zur Verfügung haben, ist der sogenannte „Wappenstein“: das aus dem Stein geformt und gemalte städtische Wappen, das in Westeuropa normaleweise über dem Stadttor installiert wurde. Dieser Wappenstein wird im historischen Stadtmuseum Halle aufbewahrt. Die erste Zeile der Inschrift lautet: Anno Dm (Domini) MSSSSLVII – Von der Geburt Christi – 1457. Einige andere ähnliche Steine von halleschen Stadttoren stammen aus einer späteren Zeit. Auf dieser Grundlage wird allgemein angenommen, dass das Wappen von Halle 1457 erstellt wurde.

         „Wappenstein“ vom Stadttor von Halle. (Rechts – das Wappen des Magdeburger Erzbischofs.)

    Wie war die politische Situation in Halle in diesem Jahr? Nach den knappen und alltäglichen Aufzeichnungen in den Stadtchroniken wurde in der Stadt ein Waffenstillstand zwischen den Halloren und den Hallensern hergestellt und die Beziehungen zum nächsten Erzbischof normalisiert. Gerade zu dieser Zeit begannen in deutschen Ländern die Wappen der Städte zu erscheinen. Halle folgte nicht dem Beischpil der meisten deutschen Städten, die das Siegel des Stadtrats einfach ins Stadtwappen zu verwandelt. Als Wappen der Stadt wurde das Wappen eines der zahlreiche Stadtinnungen. Aber jetzt wissen wir, welche Bedeutung für Halle die Tätigkeit dieser Innung hatte.
    Auf den ersten Blick spiegelt das Wappen einfach die Macht der Halloren in Halle wider, und wurde unter ihren Druck akzeptiert. Aber wenn man darüber nachdenkt, ist die Idee des halleschen Wappens einfach genial: Er erfüllte alle drei Kräfte, die in der Stadt um die Macht kämpften: die Halloren, die Hallenser und der Erzbischof.
    Die ersten sahen darin die Anerkennung ihrer Überlegenheit.                                                       
    Die zweite betrachtete das vollständige Bild des Wappens (das Sie auf der nächste Seite in mehreren Varianten sehen können) als heraldische Zeichen – einen Ritterhelm und einen Kleinod – als das Wappen seines Berggerichts, das über das Talgericht der Halloren herrscht.

    Schließlich musste der Erzbischof sich über das Wappen der Stadt auch freuen: Denn es die Wappen beider Gerichte von Halle, deren Leiter der Erzbischof war, verband. Also symbolisierte dieses Wappen die Unterordnung von Halle zum Erzbischof. (Es besteht  kein Zweifel, dass die Delegation des Stadtrats von Halle, die zur Genehmigung des Wappens nach Magdeburg kam, das Bild dieses Wappens dem damaligen Erzbischof Friedrich so erklärte. Die Tatsache, dass die Stadt in dieser Zeit die Macht des Erzbischofs wirklich anerkannte (oder so tat, als würde sie es anerkennen), beweist der Wappenstein von 1457, auf dem das Wappen von Halle und das Wappen des Erzbischofs friedlich nebeneinander liegen.

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                                                                Bilder des vollen Wappens von Halle.

      1. Im Buch des Stadtrats. 1545.  2. Auf dem Stadthaus.1892.   3. Im einen Wappenbuch.

    Die Kenner der Heraldik können mir widersprechen: Über dem Schild des halleschen Wappens befinden sich traditionelle heraldische Zeichen: Ein Ritterhelm und ein Helmschmuck, der das Bild auf dem Schild des Wappens wiederholen soll. Dies war bei der Erstellung des Wappens unbedingt. (Später konnte sich die Dekoration des Helms, bei der Vereinigung der Adelswappen, ändern.) In diesem Fall würde es einen Halbmond und zwei Sterne über dem Helm geben – oben und unten, wie auf dem Wappenschild. Aber es gibt nur einen Stern oben, wie auf dem Wappen des Berggerichts. Also ist das hallische Wappen einzigartig: Sein Oberteil mit Helm ist nicht nur ein gewöhnlicher Kleinod – heraldischer Schmuck, sondern es ein separates Wappen ist!

    Das Stadtgericht, unter der Leitung von Schultheis, bestand bis 1463.

    Die Herrschaft der Stadt durch den Magdeburger Erzbischof wurde 1566 abgeschafft.

    Das Gericht der Halloren – Talgericht hielt erfolgte unter die Verwaltung des Salzgrafen am längsten: Bis 1722.

    Heute erinnert uns nur das Basrelief mit dem prächtigen Wappen von Halle, über dem Tor des hallischen Stadthauses (Standesamtes), an die dramatischen Ereignisse, die seine Entstehung verursacht haben.

                           Das prächtige Wappen von Halle über dem Tor des hallischen Stadthauses.

    Wir können sagen, dass wir unsere Hauptfrage schon beantwortet haben: Was bedeutet das Bild auf dem Wappen von Halle?

    Jetzt können wir versuchen, eine Reihe zweitrangige Fragen zu beantworten. Die erste klingt so: Sind die Farben des Wappens von Halle, die mit den Farben des Wappens des Magdeburgers Erzbischofs übereinstimmen, ein Wunsch, dem letzteren zu gefallen, oder ist es ein einfacher Zufall? Ich vermeide absichtlich die spezifische Bezeichnung dieser Farben: Rot und Weiß. Tatsache ist, dass die Heraldik die weißen und gelben Farben auf dem Wappen nicht erkennt und sie nennt diese Farben entsprechend «Silber» und „Gold“. Deshalb werde ich jetzt noch einen kurzen Ausflug in die Geschichte der Heraldik machen, und wer will, kann er ihn überspringen.

    Also: Wie es allgemein angenommen wird, entstanden die Familienwappen der Adligen bei Ritterturnieren, auf Grund den Bilden auf ihren Schilden. Mit Hilfe diesen Bilden wurden die Ritter voneinander unterschieden. Die Knappe (Waffenträger) mussten die Waffen und Rüstungen ihrer Herren auf Glanz polieren, um das Publikum zu beeindrucken. Ich denke, dass auf die bereits polierten Schilde das Bild durch eine Schablone aufgetragen wurde. Deshalb waren die meisten

    alten Ritterwappen ein einfaches einfarbiges Bild auf dem silbernen Hintergrund des Schildes (oder in Gold, wenn der Schild nicht mit einem Stahlblech, sondern mit einem Bronzeblatt bedeckt war). Es ist durchaus möglich, dass sich einige reiche Ritter versilberte und sogar vergoldete Schilde leisten konnten. Später, als die Wappen nicht nur auf den Waffenschildern, sondern von Künstlern auf Papier gemalt wurden, wurden die Wappen komplizierter und farbiger (aber mehr als drei Farben auf einem Wappen waren sowieso nicht zu erwarten. Nur die Wappen der titulierten Adligen (Barone, Grafe, Herzöge usw.), die aus mehreren Wappen von herkommenen Adelsfamilien bestanden, konnten sich mit Vielblüte rühmen.) Als die mittelalterliche Künstler die Wappen in den Wappenbüchern malten, verwendeten sie aufgrund des Mangels an teurer silberner Farbe einfach die weiße Farbe des Papiers, und statt goldener Farbe verwendeten sie eine gelbe Farbe. Aber in der Beschreibung dieser Wappen gab es bereits silberne und goldene Farben. (Deshalb wird in der Beschreibung der deutschen Staatsflagge nicht von einem gelben, sondern von einem goldenen Streifen gesprochen. Tatsache ist, dass die Farben der deutschen Flagge die Farben des Wappens von Heiliges Römisches Reich wiederholen und dieses Wappen einen schwarzen Adler mit roten Pfoten und Schnabel auf einem goldenen Schild darstellte.) Aber ich werde zur Vereinfachung der Textwahrnehmung über die weiße Farbe auf dem Wappen von Halle sprechen.

    Nun zurück zu unserem Hauptthema. Als wir bereits wissen, ist das Wappen von Erzbistum Magdeburg  aus zwei Streifen: rot oben und weiß unten bestand. Wir können die Farben dieses Wappens als die Darstellung der rot-weiße Kleidung des katholischen Kardinals erklären! Der Kardinal ist der höchste (nach dem Papst) kirchliche Titel in der katholischen Kirche. Der Erzbischof ist ein kirchliches Amt (der Geschäftsführer des kirchlichen Gebiets Erzbistums). Die meisten Erzbischöfe hatten den Titel des Kardinals. Die Kleidung des Kardinals besteht  aus weißen und roten Teilen. Oben ist es rot, unten ist es weiß. Die katholische Kirche erklärt diese Farben so: Weiß symbolisiert die Engel des Herrn;  Rot ist das Blut, das von den heiligen Märtyrern vergossen wird.

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                                           Rot-weiße Farben des Wappens des Erzbistums Magdeburg.

     1. Das prächtige Wappen des Erzbistums Magdeburg. 2. Die festliche Kleidung des Kardinals.
    3. Das Wappen von Stadt Wanzleben-Börde (ehemaliges Erzbistum Magdeburg).

    Wir wissen nicht, welche Farben das Wappen von Talgericht hatte. Aber ich denke, dass das unvollständige Wappen von Halle dieses Wappen vollständig wiederholt. Dann ist die Bedeutung seiner Farben die gleiche wie auf dem Wappen des Erzbistums Magdeburg. Das weiß-rote Wappen von Halle bedeutet die engelhafte Reinheit der Gedanken der Bürger und das Blut der heiligen Märtyrer, das zum Wohle der Stadt verschüttet wurde!

    Die rot-weißen (silbernen) Farben der Wappen sind jedoch in Westeuropa sehr weit verbreitet. Kein Wunder. Wie Sie sich erinnern können, entstanden die Wappen als Zeichen, um Ritter bei Turnieren zu erkennen. Und die rote Farbe des Bildes, auf einem silbernen Schild, sieht am hellsten und elegantesten aus.
    Die rot – weißen Wappen waren nicht nur bei den Adlige, sondern auch bei kaufmännische Vereinigungen, zum Beispiel bei der berühmten „Hanse“. Und Halle gehörte auch zu diesem internationalen Handelsverband der Städte. (Halle exportiert natürlich Salz, und sogar nach Russland.) Die meisten deutschen Städte, die in der Hanse teilgenommen haben hatten die rot-weißen Wappen. Daher ist die Version des rot-weißen Wappens Halle, als Zeichen für den Einstieg der Stadt in die „Hanse-Union“, auch das Recht zu sein.
    Höchstwahrscheinlich war die Wahl der Farben für das Wappen von Halle genauso kompromissbereit wie die Wahl des Wappenbildes selbst.

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                                                                       Die deutschen rot-weißen Wappen.

     1) das Hansewappen;  2) das Wappen der Hansestadt Hamburg;
    3) das Wappen des Erzbistums Magdeburg;  4) das Wappen der Stadt Halle.

    Sie könnten noch ein paar Fragen haben: Warum die Sterne auf den Siegeln beider Gerichte der mittelalterlichen Halle waren sechszackig;  auf dem ersten Bild des Stadtwappens auf dem Wappenstein von 1457 – fünfzackig, dann wieder sechszackig und heute auch sechszackig, aber mit schmalen Strahlen? Hat die Form der Sterne auf dem halleschen Wappen irgendeine Bedeutung, und sind sie mit dem jüdischen Symbol – dem sechszackigen Stern (dem sogenannten „Schild Davids“ oder „Davidstern“) verbunden? Ich denke, dass die Form des Sterns in den Inannas Bildern und den Bildern ihrer vielen Klone keine Rolle spielte: Wir sehen neben diesen Göttinnen einen vierzackigen, fünfzackigen, sechszackigen und sogar achtzackigen Stern. Auf dem Wappen von Querfurt sehen wir  die Jungfrau Maria mit den fünfzackigen Sternen, aber auf den Statuen der „Mondsiechelmadonna“ sind häufiger sechszackige Sterne zu finden. (Dies ist besonders am Denkmal zur Vermeidung der Pestepidemie von 1713 durch die Stadt Karlsbad deutlich sichtbar.)

                                                  Die Statuen der Gottesmutter mit den sechszackigen Sternen.

    Der Stern am Denkmal in Karlsbad erinnert an einen Stern auf der Flagge des Staates Israel. Der Karlsbader Stern ist jedoch kein „Davidstern“ – ein Symbol des jüdischen Volkes, da das letzte, das sogenannte «Hexagramm», zwei ineinander verschlungene Dreiecke darstellt. Ein Hexagramm ist ein altes magisches Symbol, aber im Christentum gilt es als Symbol von Gottesmutter. Das Hexagramm kann oft in christlichen Kirchen gesehen werden. Zum Beispiel an der Fassade der Friedenskirche in Leipzig. An der Marktkirche in Hannover grenzt der sechszackige Stern an ein umgedrehtes «Pentagramm», das heutzutage als „Zeichen des Teufels“ gilt. Wir sehen es jedoch auf dem Adelswappen der Familie Degelin von Wangen, und welcher Adlige würde sein Wappen mit dem „Zeichen des Teufels“ schmücken? Seit dem Mittelalter und bis in die 30-er Jahre des 20. Jh. war das Hexagramm in Deutschland ein Symbol des Brauerei. Ein Schild mit diesem Zeichen deutete auf eine Bierstube hin. 1933 wurde es aber den Bierbrauer erklärt, dass sie falsch lagen, und seitdem kann man das Hexagramm auf dem Bierstube nicht mehr sehen.      

                                                                                                                                         

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                                 Das Hexagramm und das Pentagramm im Christentum und im Judentum.

                        1. Die Fassade der Friedenskirche in Leipzig.      2. Marktkirche, Hannover.
    3. Das Wappen der Familie Degelen von Wangen.   4. Flagge des Staates Israel.

                                           1                                                                               2                                

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     Die sechszackige Sterne in orthodoxes Christentum, Islam, Protestantismus und Judentum.

    1.  die Freske in der Kirche St. Nikolaus, Kruševo, Mazedonien; 
    2.  ein Teil des Ornamentes in der Al-Aqsa-Moschee, Jerusalem;
    3.  Martin Luthers Denkmal, Marktkirche, Halle;    
    4.  Das Siegel der judyschen Gemeinde Regensburg, 1356.  

                                                                                           
    Das letzte Foto, ein Siegel der jüdischen Gemeinde Regensburg, hat meine Aufmerksamkeit erregt. Aber nicht wegen des sechszackigen Sterns: Das Siegel wurde zwei Jahre nach dem kaiserlichen Erlass hergestellt. Mein Erstaunen wurde durch den Halbmond verursacht! Was macht er am Siegel der jüdischen Gemeinde? Und dann kam mir einer Gedanke in den Sinn: Karl IV. ließ die prager Juden überhaupt nicht den jüdischen „Davidstern“ auf die Fahne ihrer Gemeinde malen, sondern die christlichen Symbole – die heiligen Zeichen der Gottesmutter! Dies war die Bedingung, dass sie das Recht auf eigene Flagge erhielten. Ein Spott, aber die Juden in Prag hatten keine Wahl und mussten den scheinbar unannehmbare für sie Zeichen zustimmen. Nachdem der Halbmond zum Symbol des Islam geworden ist, haben die Juden unter dem guten Vorwand, dieses Symbol abzulehnen und ließen nur einen sechszackigen Stern übrig, den sie als altes magisches Zeichen gegen böser Geister – Hexagramm darstellten. (Natürlich ist das nur meine Vermutung, keine Behauptung. Ich möchte die religiösen Gefühle frommer Juden nicht beleidigen.) Es ist jedoch unbestreitbar, dass der sechszackige Stern als heiliges Zeichen der Jungfrau Maria und Davidstern die Geschwister sind, deren Mutter die Göttin der Fruchtbarkeit  ist. Dieses Zeichen haben die Menschen immer mit Freundlichkeit in Verbindung gebracht, wohlstand und Gerechtigkeit…

    In der biblischen Stadt Kapernaum befinden sich die Ruinen der sogenannten Weißen Synagoge. Das Pentagramm und das Hexagramm sind auf ihrer Fries gut sichtbar. Aber diese Tatsache widerlegt nicht meine vorherige Behauptung: Die alte Synagoge wurde in einem noch älteren römischen Tempel untergebracht. (Die Reihen der stehenden Säulen mit Kapitellen, die die Deckenbalken stützen, lassen daran keinen Zweifel.) Und das war natürlich der Tempel der römischen Fruchtbarkeitsgöttin  – Ceres. Das Bild einer Rebe – das Symbol der Fruchtbarkeit,  bestätigt  meine Worte. Ein weiteres Zeichen wurde zuvor neben einer Rebe geschnitzt – ein unter den alten europäischen und asiatischen Völkern sehr verbreitetes Symbol für Gut und Gerechtigkeit. Es wurde erst 1948 aus dem Fries gelöscht, nachdem es 1933 in einem europäischen Land zum Symbol für Böses und Ungerechtigkeit gemacht wurde.

    Jedes magische Zeichen hat keine wirkliche Kraft, aber wenn es auf einer Keule abgebildet ist, stellt es eine echte Bedrohung dar, und je größer die Keule ist, desto größer ist die Bedrohung.

                                               Teile des Friesens der Weißen Synagoge in Kapernaum.

    Sie können mich fragen: Wenn der Halbmond und die Sterne auf mittelalterlichen Wappen die Zeichen von Gottesmutter sind, warum sind sie auf einigen Wappen (Seiten 15 und 16) getrennt abgebildet. Ich biete meine eigene Version an, um diese Tatsache zu erklären. Die Bibel erzählt vom Besuch des neugeborenen Christus durch irgendeinen Magier – Weisen aus dem Morgenland, die ihm ihre Gaben gebracht haben. Die Anzahl der Magier und ihre Namen teilt die Bibel nicht mit. Aber für den katholischen und protestantischen Kirchen ist das schon lange kein Rätsel. Schon im frühen Mittelalter wurde dem Mönch Beda der Ehrwürdige eine göttliche Offenbarung gegeben, und er teilte mit, dass es drei Magier gab und sie hießen: Caspar, Melchior und Balthasar. Zuvor berichtete ein anderer Mönch, dass sie Könige waren. Seitdem in Westeuropa wird nicht von Magier, sondern von drei Königen gesprochen. Da sie einen langen Weg von ihrem Haus nach Bethlehem zurückgelegt haben, gelten sie als Schutzheiligen der Reisenden. Daher gibt es Hotels mit dem Namen „Drei Könige“ in vielen Städten Europas. Früher gab es ein solches Hotel auch in Halle. Die ersten Familienwappen erschienen bei europäischen Monarchen. Die Zugehörigkeit zur königlichen Gattung bestimmte die unbedingte Anwesenheit eines Wappens. Daher hatten die biblischen „Drei Könige“ sicherlich ihre eigenen Wappen. Aber welche? Ein angelsächsischer  Theologe und Geschichtsschreiber Beda der Ehrwürdige schweigt zu dieses Thema. Aber einer der angesehenen Herolds hat offensichtlich durch Abzug die Wappen dieser, ohne Zweifel, historischen Persönlichkeiten neu erschaffen. Da der Halbmond und die Sterne waren die Zeichen von Gottesmutter,  dann mussten sie natürlich an diesen Wappen sein.  Laut Beda der Ehrwürdige, stammte einer der drei Könige – Melchior aus Afrika und war dunkelhäutig. Und was könnte auf dem Wappen eines dunkelhäutigen Afrikaners abgebildet sein? Natürlich der dunkelhäutige Afrikaner! Eine ganz andere Sache sind die Wappen zweier weißer Könige: Caspar und Balthasar! Der erste bekam einen Halbmond und der zweite erhielt sieben Sterne. (Drei, sieben, zwölf und vierzig sind die magischen Zahlen, die ständig in der Bibel erwähnt werden.) Die Wappen dieser drei Könige wurden in verschiedene handgeschriebene Sammlungen von Wappen verteilt. Historikern sind sie durch eine Sammlung von Zeichnungen verschiedener Autoren bekannt, die als „Ingerams-Codex“ (nach seinem Verfasser benannt) bezeichnet wird. Ich denke also, dass viele Adlige ihre Herkunft von Caspar und Balthasar angegeben haben, obwohl der erste ein Persus war. Aber mit Balthazar war alles in Ordnung: Er kam aus Spanien! Um ihre ursprung von Caspar und Balthasar zu bestätigen, haben diese Adligen auf ihren Wappen die Bilder von den Wappen dieser Königen dargestellt.

                              
    Ein Blatt aus dem  „Ingerams-Codex“  mit den Wappen der drei heiligen Königen

                                                                                       

    Lassen wir uns nun alle unsere geleistete Arbeit zusammenfassen. Wir haben Folgendes herausgefunden:

    1. Der Halbmond mit dem Stern sind alte Symbole der sumerischen Göttin Inanna und Inannas Klone – zahlreiche sogenannte „Mondgöttinnen“.

    2. Im Christentum wurden diese Symbole zu heiligen Zeichen der Jungfrau Maria.

    3. Der Halbmond und der Stern befanden sich (mit großer Wahrscheinlichkeit) auf dem frühen Siegel der Kirche Unser Lieben Frauen in Halle.

    4. Die Kirche Unser Lieben Frauen war der offizielle Vertreter des Herrschers der Region – des Magdeburger Erzbischofs in Halle.

    5. Halbmond und Sterne auf den Wappen des Talgerichts und des Berggerichts symbolisierten ihre Unterordnung dem Magdeburger Erzbischof.

    6. Das Wappen von Halle wurde während des Waffenstillstands der Stadt und des Magdeburger Erzbischofs, in einem langen Unabhängigkeitskrieg geschaffen.

    7. Als Wappen der Stadt wurde vom halleschen Stadttrat das Wappen des Hallorengerichts angenommen, dass symbolisiert wurde die Anerkennung der Macht des Magdeburger Erzbischofs durch die Stadt.

    Meiner Meinung nach haben wir Antworten auf alle zuvor gestellten Fragen erhalten. Aber vielleicht interessiert sich einer der Leser (falls noch welche übrig sind) dafür, wie die Konfrontation zwischen den Halloren und den Hallensern, über die ich oben geschrieben habe, endete?

    Ich unterbrach die Darstellung der Geschichte von Halle, dass Mitte des 15. Jahrhunderts zwischen beiden Bevölkerungsgruppen, sowie zwischen dem Stadttrat und dem Erzbischof, ein vorübergehender Waffenstillstand in der Stadt eingetreten war. Aber es dauerte nicht lange. Bereits seit Anfang der 60er Jahre des 15. Jh. haben sich die Beziehungen zwischen beiden Bürgergruppen wieder verschärft. Die Halloren besetzten zu diesem Zeitpunkt nur 4 der 12 Sitze im Stadttrat, diktierten aber immer noch ihren ganzen Willen. Wie es ihnen gelungen ist – erklärte ich bereits. Es wäre falsch, diese „Bratpfannen“ als negative Charaktere zu betrachten. In ihrer geschlossenen Gesellschaft schufen sie ein Sozialmodell, das dem Niveau der modernen Industrieländer entsprach. Die Halloren hatten Sozialhilfe, Krankenversicherung usw. Einige Historiker behaupten sogar, dass die Halloren-Ideologie Elemente der Kommunismus-Theorie enthielt. Sie haben ihre Kinder von Kindheit an die Arbeit gewöhnt. Die Jungen haben ihren Vätern schon seit ihrem zehnten Lebensjahr geholfen. Das sorgte im Kinderschutzausschuss des Stadtrats für Empörung. (Im 15. Jahrhundert!) Die Hallenser glaubten, dass Kinder die Schule besuchen und draußen spielen sollten, und sie hätten noch Zeit zu arbeiten.     

                                                       Ein Hallore mit dem zeremoniellen Schwert.


    Aber es war nutzlos, den Halloren die Meinung der Hallenser aufzuzwingen. Sie waren sich ihrer Richtigkeit sicher. Die Gründe für die zwiespältige Feindschaft zweier Bürgergruppen waren natürlich viel ernster als die Rechte von Kindern. Leider hat diese Feindschaft den Zusammenhalt der Verteidiger der Stadt gestört, was zu einer Katastrophe geführt hat!

    Nach dem Tod des friedliebenden Erzbischofs Johannes wurde 1476 der 12-jährige Jernst von Wettin  zum neuen Erzbischof gewählt. Wie konnte ein Kind das Amt des Herrschers einer großen Region übernehmen? Das war damals ein alltägliches Phänomen. Tatsächlich wurden die mächtigen Eltern für solche mit Macht ausgestatteten Teenager regiert. Die neue Behörde versprach den Hallensern militärische Unterstützung und begann sie in Konflikte mit den Halloren anzustiften. Zu dieser Zeit waren die meisten Hallenser bereits der Meinung, dass die vollständige Unterordnung zum Erzbischof für sie ein größerer Segen wäre, als die ständige Selbstverwaltung der Halloren zu tolerieren. Im Jahr 1478 belagerte die Armee des Erzbischofs Halle erneut. Die Halloren und die Hallenser schützten die Mauern und Tore der Stadt im Wechsel. In der Nacht, in ihrer Schicht, öffneten die Hallenser das Stadttor! Die Soldaten des Erzbischofs brachen in die Stadt ein und eroberten, die keinen solchen Verrat erwarteten, Halloren, die in ihren Betten schlafen. Eine Stunde später wurde die Stadt, die seit Hunderten von Jahren niemand im Sturm erobern konnte, vollständig erobert. Am nächsten Tag kam der 14-jährige Erzbischof Jernst in Halle an. Sein Urteil war vorhersehbar: Die Stadt verlor alle Rechte und ging vollständig unter die Herrschaft des Erzbischofs über. Die Unabhängigkeit, für die Halle seit Jahrhunderten heftig gekämpft hat, hat sie in einer Stunde verloren! Aber die Folgen dieses Ereignisses sind für die Bürger überhaupt keine Tragödie geworden. Bald kehrten die Halloren und Hallenser wieder zu ihrer Arbeit zurück, aber ohne Konfrontation. Ab 1514 wurde Kardinal Albrecht, der als Schutzpatron der Künste bekannt ist, zum Erzbischof. Er hat seinen Wohnsitz in Halle verlegt, und seit dieser Zeit begann in der Stadt eine Ära der Wissenschaft und Kultur, die (mit nicht sehr langen Unterbrechungen) bis in unsere Zeit andauert. Die gemeinsame Arbeit ohne Konflikte zwischen Halloren und Hallenser, trug zum Wohlstand der Wirtschaft in Halle und zur Entstehung der Universität bei.

    Die Salzgewinnung wurde 1721 vom Hallmarkt außerhalb der Stadtmauer verlagert und dauerte dort bis 1969. Dieser Ort heißt Saline und dort befindet sich jetzt das Halloren- und Salinemuseum. Der große deutsche Dichter Goethe war oft zu Besuch in Halle. Dort wohnte sein Freund – der Komponist Johann Friedrich Reichard, der nebenamtlich Salinedirektor war. Goethe besuchte Saline und die Salzgewinnung beeindruckte ihn sehr. Er widmete sogar dem halleschen Salz sein Gedicht:

                                      Hallische Salz*

    Entwallet nicht der Erde dort ein Wunderquell?
    Und füllt geraume Becken mit erprobtem Naß,
    Das bald verdampfend werte Gaben hinterlässt:
    Die größte Gabe, sag‘ ich wohl mit kühnem Wort,
     Die allergrößte, welche Mutters Tellus** beut!
    Sie gibt uns Gold und Silber aus dem reichen Schoß,
    Das aller Menschen Aug‘ und Herzen an sich zieht;
    Sie reicht das Eisen allgemeinem Kunstgebrauch,
    Das so zerstört als bauet, so verderbt als schützt;
    Sie reicht uns tausend abertausend andres Gut:
    Doch über alles preis‘ ich den gekörnten Schnee,
    Die erst‘ und letzte Würze jedes Wohlgeschmacks,
    Das reine Salz, dem jede Tafel huldiget!

    * Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts schreibt man das Wort “ hallesche“ mit  „i“.
    ** Tellus (lateinisch „Erde“) ist in der römischen Mythologie die Gottheit der mütterlichen Erde.

                                                                                          

                                                                           Salinemuseum. Halle.

                                                   Salzsieden in Halle. Ein Kupferstich aus dem 18. Jh.

    Zur Ende des 19. Jahrhunderts wurde Halle ein Industriezentrum und die Salzsieden verlor ihren führenden Platz in der städtischen Wirtschaft, aber die Hallenser ehrten immer noch Hallorens Verdienste um die Entstehung und Entwicklung der Stadt, wie sie durch das Wappen der Stadt erinnert werden.

    Nach diesen Worten müsste ich schon schreiben: „Ende“, aber ein kleines Detail, das ich ignoriert hätte, gibt mir keine Ruhe und stellt alle Ergebnisse unserer Erforschung  in Frage, also schreibe ich:

                                                                              Ende des 1. Teils.